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Interview mit Marco @busfahrer_marco

Stell dich bitte kurz vor und erzähl uns wie du zum Busfahren gekommen bist!

Hi! Mein Name ist Marco, ich wurde im Jahre 1998 nahe Dresden geboren und seit noch nicht allzu langer Zeit bin ich als Busfahrer im wunderschönen Sachsen tätig. Genauer gesagt arbeite ich bei der RVSOE GmbH am Standort Freital. Mit meinen 23 Jahren war ich bereits in einigen Branchen tätig, so arbeitete ich nach meinem Schulabschluss u.a. in der Lagerlogistik einer Spedition oder auch als Wachmann/Einsatzleiter für ein Sicherheitsunternehmen. Es war mir immer wichtig, stets tätig und tüchtig zu sein. 

Schon seit Kindestagen haben mich Lkw und Busse fasziniert. Das mag daran gelegen haben, unmittelbar neben einer viel befahrenen Straße mit regem Bus- sowie Güterverkehr aufgewachsen zu sein. Ich kann mich noch gut an die Fahrzeuge von damals erinnern, da waren Schaltwagen im Nahverkehr noch völlig normal. Heute sind sie nahezu überall ausgestorben.

Im zarten Alter von zehn Jahren, begann ich die Busse meiner Stadt und später anderen Gegenden fotografisch festzuhalten. Heutzutage würde man sowas „Busspotting“ nennen. Das Interesse prägte sich immer weiter aus bis ich mir schließlich nach einigen Jahren vorstellen konnte, Busfahrer zu werden.

2018 entschied ich mich dazu eine IHK-Ausbildung zum Busfahrer zu machen die ich drei Jahre später mit sehr guten Ergebnissen abgeschlossen habe. Kurze Zeit nach meinem Abschluss habe ich in meinem Ausbildungsbetrieb (REGIOBUS Mittelsachsen) aufgehört und bin zurück in meine Heimatstadt Freital b. Dresden gezogen. Seither fahre ich für die RVSOE (Regionalverkehr Sächsische Schweiz-Osterzgebirge)“


Was schätzt du an deinem Alltag als Busfahrer besonders und was würdest du gerne ändern?

Ich schätze die tagtägliche Abwechslung sowie die Interaktion mit meinen Fahrgästen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Von der Seniorin die froh ist, jemanden zum Reden zu haben bis hin zum gewaltbereiten Jugendlichen, der kein Ticket kaufen möchte.

Es gibt keinen einzigen Tag, der dem anderen gleicht. Als Busfahrer im Stadtverkehr erlebt man sehr viele schöne, aber auch einige unschöne Dinge. Aber genau das macht für mich den Reiz aus. Man weiß zu Dienstbeginn nie, was einen in den folgenden acht bis elf Stunden erwartet. Ich schätze ebenso den kollegialen Zusammenhalt in meiner aktuellen Firma.

Was ich gern ändern würde wäre u.a. das Ansehen des ganzen Berufsfeldes. Leider kommt es immer noch viel zu häufig vor, dass wir Busfahrer von Fahrgästen nicht respektiert werden. Zu meiner Schulzeit wurden Busfahrer noch geschätzt und geachtet. Wenn ich heute selbst mit einem Bus durch Freital und Dresden fahre wird mir teils angst und bange. Beleidigt zu werden, selbst von Grundschülern, gehört leider mittlerweile zur Tagesordnung. Die Gesellschaft sieht uns mittlerweile als selbstverständlich an und mäkelt, wenn der Bus z.B. etwas zu spät kommt. Dabei geben wir Busfahrer jeden Tag unser bestes um alle Fahrgäste sicher durch das immer schlimmer werdende Verkehrschaos zu manövrieren.


Welchen Bus fährst du aktuell und was sind aus deiner Sicht Vor- und Nachteile des Fahrzeuges? 

In meiner aktuellen Firma fahre ich jeden Tag einen anderen Bus. Auf meinem Betriebshof haben wir fast ausschließlich dreitürige Niederflurbusse sowie viertürige Gelenkbusse. 

Am liebsten fahre ich unsere 15-Meter Mercedes-Benz Citaros (O530L). Im Gegensatz zu den neueren Fahrzeugen haben diese noch ordentlich Vortrieb. Nachteilig zu werten sind die zahlreichen Schäden an den Fahrzeugen, weil viele Kollegen leider nicht gut mit den Wagen umgehen und öfter irgendwo beim Abbiegen hängen bleiben.



Aktuell werden auf vielen Linien Elektro- und Wasserstoff- und Hybridbusse getestet, bist du schon mal in so einem Bus gefahren und wie stehst du generell zu dem Thema emissionsfreier ÖPNV?

Meine Firma besitzt derzeit keine Busse mit alternativen Antrieben. So kann ich als Busfahrer leider keine Erfahrung oder Meinung zum Fahrverhalten äußern. Auch wenn ich vielerorts dafür kritisiert werde, bin ich kein Freund von rein elektrischen Antrieben. Das hat zum einen den Grund der unzureichenden Ladeinfrastruktur in Deutschland, zum anderen sind die Einsatzmöglichkeiten von solchen Fahrzeugen sehr begrenzt. Die Energiepreise steigen immer weiter, aber energiebringende Kohle- wie Kernkraftwerke werden aus Gründen des berechtigten Umweltschutzes mehr und mehr abgeschaltet. Somit muss der Strom aus dem Ausland importiert werden. Dort wird dieser aber nicht umweltschonend erzeugt. Eine Farce wenn man es so sieht. Lange Ladezeiten der Fahrzeuge, die sehr begrenzte Kilometerleistung sowie Batterien deren Metalle alles andere als umweltschonend produziert werden und die vergleichsweise hohe Störanfälligkeit sind weitere Gründe, warum ich der E-Mobilität im ÖPNV sehr kritisch (aber nicht abgeneigt) gegenüberstehe.

Was aus meiner Sicht im reinen Stadtverkehr Sinn machen würde sind Trolleybusse (O-Busse). Nachdem ich vor einiger Zeit aus touristischen Zwecken das schöne österreichische Salzburg besuchte wurde ich davon überzeugt, wie gut so ein System funktionieren kann. Was in Deutschland vielerorts anzutreffen ist, sind Hybridfahrzeuge. In Städten ohne eine hügelige Topografie stellen diese eine echte Alternative zu den reinen Dieselfahrzeugen dar. Jedoch sind diese zum Beispiel mangels Leistung sowie Kapazität der Batterie eher ungeeignet für den regionalen Verkehr oder auch den Einsatz auf Linien, welche große Steigungen beinhalten.

Auf lange Sicht gesehen muss der ÖPNV aber stetig die entstehenden Emissionen reduzieren. Bis das aber flächendeckend möglich ist, muss die Politik noch entscheidende Weichen stellen und die Forschung an erneuerbaren Energien vorantreiben.


Noch ein sehr wichtiger Punkt ist der starke Fachkräfte- und insbesondere Fahrermangel. Was ist deine Message an junge Menschen, die sich überlegen Busfahrer zu werden, und welchen Apell hast du an Unternehmer, die es schwer haben Fahrer zu finden?

Der Fahrermangel ist ein Thema, das fast jedes Bus- oder Lkw-Unternehmen betrifft. Mein Appell an die Unternehmen: bezahlt fair und achtet auch darauf, dass es euren Lehrlingen an nichts fehlt, wie anständiger Arbeitsbekleidung. Nutzt eure Lehrlinge nicht als billige Arbeitskraft für teils berufsirrelevante Dinge, sondern bringt ihnen das bei, was sie im Leben sowie im Beruf weiterführt. Wenn man sich als Auszubildender bei einem Bus oder Lkw-Betrieb bewirbt, dann macht man das aus voller Überzeugung des Berufes. Wenn man dann jedoch nichts Wichtiges lernt, verliert man schnell das Interesse daran. In vielen Unternehmen ist die Lehrlingsvergütung leider sehr gering. Das schafft nicht gerade viele Anreize. 

Ich persönlich versuche dem Fahrermangel entgegenzuwirken, indem ich „Busspotter“ auf meine Dienste mitnehme. Also in der Regel Schüler, die sich (wie ich damals) für Busse interessieren und überlegen, das später auch beruflich zu tun. Mit großem Vergnügen erkläre ich denen dann berufsrelevante Dinge, erzähle aus meiner persönlichen beruflichen Erfahrung und gebe Tipps wie sie es am besten hinters Lenkrad schaffen. Nebenbei lasse ich diese dann Fotos von meinem Bus machen den ich an den Tagen habe. So sind in der Regel alle glücklich und ich konnte wohlmöglich wieder jemanden für den Beruf begeistern.

Für mich ist es Ehrensache und daran werde ich auch weiterhin festhalten. Wenn man an einem Hobby bzw. einer Interesse dran bleibt und gewillt ist, das auch beruflich auszuüben, dann muss das in jedem Falle von allen Seiten gefördert werden.“