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Erster Setra-Reisebus mit Brennstoffzelle

Mit dem neuen Technologieträger „H2 Coach“ schlägt Daimler Buses ein neues Kapitel im Reisebusbau auf. Erstmals ist ein Setra-Reisebus unterwegs, der seine Energie nicht aus Diesel oder einer großen Batterie zieht, sondern aus Wasserstoff. Damit beginnt die Marke aus Neu-Ulm, das Thema emissionsfreie Fernmobilität greifbar zu machen – über das reine Konzept hinaus.

Ein Reisebus mit Wasserstoff-Herz

Das Versuchfahrzeug basiert auf dem Setra S 517 HD der ComfortClass. Herzstück ist eine Kombination aus zwei Wasserstofftanks mit 46 Kilogramm Kapazität und einem Brennstoffzellen-Aggregat des Joint Ventures cellcentric. Dieses liefert eine elektrische Gesamtleistung von 300 kW, die von einem Zentralmotor in Vortrieb umgesetzt wird. Die Dauerleistung beträgt 320 kW, kurzzeitig sind bis zu 400 kW abrufbar. Drehmomente von bis zu 2.470 Nm sorgen dafür, dass der H2 Coach die gewohnten Fahreigenschaften eines klassischen Reisebusses bietet.

Die Reichweite? Daimler definiert sie mit mindestens 800 Kilometern pro Tankfüllung – ein Wert, der die Brennstoffzelle im Reisebusgeschäft interessant macht, gerade im Vergleich zu batterieelektrischen Lösungen. Auch die Betankungszeit spricht für den Energieträger: Wasserstoff lässt sich in Minuten nachfüllen, während Batterien mehrere Stunden Ladepause erfordern.

Vom GenH2 Truck in den Reisebus

Technologisch ist der H2 Coach eng verwandt mit dem bereits erprobten Mercedes-Benz GenH2 Truck. Daimler Truck überträgt hier bewusst Komponenten von der Straße auf die Straße – vom schweren Lkw in den Reisebus. Damit werden Synergien genutzt, die nicht nur Entwicklungszeit verkürzen, sondern auch die Serienfähigkeit wahrscheinlicher machen.

Das Fahrzeug wiegt als Erprobungsträger 24,7 Tonnen und erhielt auf Basis eines TÜV-Gutachtens die Zulassung nach §19.6 StVZO. Damit darf der Bus nicht nur auf den Testgeländen, sondern auch im realen Straßenverkehr unterwegs sein.

Entwicklung in Neu-Ulm

Federführend für das Projekt ist der Standort Neu-Ulm, wo rund 3.800 Beschäftigte an Entwicklung und Fertigung von Omnibussen arbeiten. Hier wird auch die Zukunft gedacht: Daimler Buses verfolgt eine klare Doppelstrategie – Batterie und Brennstoffzelle. Während der eCitaro bereits seit 2018 im urbanen Einsatz erprobt ist und seit 2023 mit Brennstoffzelle als Reichweitenverlängerer fährt, steht 2026 mit dem eIntouro der erste batterieelektrische Überlandbus vor der Tür. Der H2 Coach ist der nächste logische Schritt, um auch den Fernreisebus fit für die CO₂-neutrale Mobilität zu machen.

Mehr als Technik: Ein Signal

Natürlich ist der H2 Coach noch kein Serienprodukt. Er ist ein Technologieträger, ein Versprechen – und ein Signal an die Branche. Wasserstoff hat das Potenzial, Reichweite, Flexibilität und Emissionsfreiheit zu verbinden. In Städten, in touristischen Regionen und auf den langen Achsen Europas.

Setra zeigt damit, dass die Zukunft nicht allein elektrisch im engeren Sinne ist. Vielmehr geht es um einen intelligenten Mix aus Technologien, angepasst an die jeweiligen Einsatzfelder. Die Brennstoffzelle ergänzt die Batterie – und beide zusammen ersetzen den Diesel Schritt für Schritt.

OMV schließt alle Tankstellen – ein desaströser Rückzug

Doch während solche Fahrzeuge technisch visionär wirken, kollabiert die Wasserstoffinfrastruktur in Teilen Europas. In Österreich schliesst die OMV bis Ende September 2025 alle öffentlichen Wasserstofftankstellen. Damit ist ab Herbst das Land öffentlichen Wasserstofffahrern faktisch unzugänglich geworden.

Die Begründung: zu geringe Nachfrage, hoher Investitions- und Betriebsaufwand – Wasserstofftankstellen wirtschaftlich nicht tragbar. OMV setzt stattdessen auf Ausbau der Elektromobilität, mit bis zu 5.000 neuen Schnellladepunkten in Zentral- und Osteuropa bis 2030, ergänzt durch einen 10-MW-Elektrolyseur für grüne Wasserstoffproduktion, primär für industrielle Zwecke.

Das scheint besonders weitsichtig zu sein für ein Unternehmen dass über die gesamte Rohrinfrastruktur verfügt mit der man problemlos Wasserstoff transportieren könnte. Stattdessen investiert man lieber Fördergelder in den Bau einer völlig neuen, unausgereiften Infrastruktur um Strom zu transportieren.

Das zeigt das grosse Dilemma, in dem die Transportwelt derzeit steckt. Man ruiniert, politisch motiviert, bewährte Systeme und setzt teilweise abstruse Hoffnungen in verschiedenste Techniken die allesamt unausgereift und sehr teuer sind. Da kann einem schon mal Angst und Bang für die Zukunft werden.