Der Besuch der IAA Transportation 2024 hat sich für Bus-Experten nur wenig gelohnt. Nur am Rande gab es Omnibusse zu sehen, wichtige Neuheiten konnte man eher in der Komponentenschau entdecken. Wir waren vor Ort unterwegs und haben uns kundig gemacht.
Nein, als Omnibusaffiner musste man im September nicht nach Hannover fahren. Nur noch sechs Anbieter präsentierten sich, da macht so manche regionale Verbandstagung mehr her. Die Marken heißen Bluebus, Habas, Higer und King Long, kommen aus Frankreich, der Türkei und China. Und ganz am Rande zeigten Daimler und Scania Produkte, die man Probefahren konnte – als Feigenblatt sozusagen. Andere Hersteller ließen ihre Omnibusse zuhause, manche präsentierten sie ausschließlich als Shuttlebusse. Bluebus aus dem französischen Bollorè-Konzern setzt bei seinen Fahrzeugen auf Lithium-Polymer-Batterien, die kurzzeitig auch beim eCitaro zu haben waren. Nach einigen Fahrzeugbränden kam das Aus, die Franzosen sehen im deutschsprachigen Markt dennoch erhebliche Potenziale. Higer aus China, bekannt als Karosseriepartner von Scania, zeigte am Stand einen batterieelektrischen Minibus. Und in Zusammenarbeit mit Scania den Fencer F1, einen batterieelektrischen Regionalbus auf Scania-Basis - zu sehen aber nur bei den zahlreichen Testfahrzeugen und eher lieblos vorgeführt. So verfuhr auch der Platzhirsch Daimler Truck, der zwar uns Presseleuten den neuen eCitaro K vorführte, seine Busse aber nur für kurze Proberunden bereithielt. King Long schmückte den Messestand mit dem edlen Fernreisebus Merry Combo, mit Red Dot Award ausgezeichnet und mit batterieelektrischem Antrieb. Die technischen Daten zur Driveline waren etwas nebulös, so schnell wird der Merry Combo hierzulande nicht zu haben sein. Wir möchten auch nicht unterschlagen, dass unter der Marke Habas ein neuer türkischer Omnibushersteller in Hannover seinen Einstand gab. Dahinter steckt ein türkischer Industriekonzern, der auch Nutzfahrzeuge produziert. Jetzt baut er auch Omnibusse, seine Kompetenz bezieht er aus ehemaligen BMC-Mitarbeitern. Zu sehen gab es Midis, bemerkenswert war Comfort City H2, ein 12-Meter-Citybus mit Brennstoffzelle und Voith-Motor.
Wasserstoff-Verbrenner – ein neuer Trend?
Mehr als die Omnibusse standen in Hannover die elektrischen Nutzfahrzeugantriebe, dazu gezählt die Brennstoffzellenkomponenten, aber auch Wasserstoffmotoren im Mittelpunkt. Alle Signale stehen auf grün, beinahe jeder Lkw-Hersteller profilierte sich mit Elektroantrieben und Wasserstoffkomponenten. Der Eindruck wird von allen namhaften Zulieferern und Antriebspezialisten bestätigt. Beispielsweise bei Cummins, die zuständige Elektrotochter Accelera bietet jetzt ein breites Portfolio an E-Motoren, Elektroachsen und ein einbaufertiges Brennstoffzellenmodul mit 300 kW Leistung, das jeden Reisebus zieren könnte. Und gleich daneben einen Wasserstoffverbrenner, der ebenfalls einsatzbereit wäre. Beim Konkurrenten FPT (Fiat Powertrain) sahen wir neue Elektroachsen, die modular mit einem oder zwei PSM- Motoren bestückt werden können. Auch der gezeigte H2-Sechszylinder soll schon kurz vor Serienreife sein. Auch beim niederländischen Lkw- DAF konnte man E-Motoren, E-Achsen, Brennstoffzellen und H2-Verbrenner sehen. Selbstverständlich hatten die Brennstoffzellen-Spezialisten Ballard, Toyota und auch Cellcentric (JV von Daimler Truck und Volvo Trucks) regen Besucherandrang.
Was wir daraus schließen? Was vor einem guten Jahrzehnt bei den Stadtbussen als zartes Pflänzchen begann, wächst mit ziemlicher Dynamik. Wir erwarten für die kommenden Omnibus-Messen spannende Exponate, die Trends wurden in Hannover vorgegeben.