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Messlatte oder Durchschnittskandidat?

Als Zweiachser hat der eCitaro schon zahlreiche Auszeichnungen eingeheimst. Jetzt muss sich der Elektro-Gelenkbus mit Stern mit den wichtigsten Wettbewerbern messen. Fest steht schon vor dem Start: Der eCitaro ist nicht der Leichteste und nicht der Reichweiten-Stärkste im Revier.

Zuletzt hatte ein eCitaro unseren Test mit Bravour bestanden. Und schon deshalb galt der großräumige „G“ insgeheim als Favorit. Möglicherweise ging er deshalb mit einem Handicap ins Rennen, denn nun haben wir bei ihm noch penibler auf alle Details geachtet. Er ist bei vielen Verkehrsbetrieben im Einsatz, auch dort hat er sich, wie beim Branchentreff in Bonn zu erfahren war, einen durchwegs guten Namen gemacht.

Zum Test trat der eCitaro G als viertüriger Stadtbus mit Innenschwenktüren und einer ZF-Elektroachse im Heck an, so wie man ihn bei zahlreichen Unternehmen kennt. Seine Gesamtkapazität wird mit 126 Fahrgästen angegeben, in der Konfiguration mit 50 Sitzplätzen wird es räumlich schon knapp, nicht aber bei der Nutzlast, die sich mit 9,2 Tonnen beziffert. Der „G“ ist schon ein schwerer Brocken, mit dem Ebusco kann er sich nicht messen. Allein seine Traktionsbatterien wiegen 3.600 Kilogramm (sechs zu je 600 Kilo), damit hat er bei 100-prozentiger Ladung brutto 588 kWh Kapazität an Bord. Die neuen NMC-3-Batterien verfügen laut Hersteller über eine um 50 Prozent höhere Energiedichte als die Vorgängergeneration. Anstelle der bisher verwendeten prismatischen Batteriezellen kommen jetzt sehr kompakte zylindrische Zellen mit einer hochenergetischen Zellchemie zum Einsatz. Der Hersteller verspricht für seinen Gelenkzug über eine gesicherte Reichweite von 220 Kilometern, unter günstigen Umständen können es gar mehr als 300 Kilometer sein. Doch hier findet er, wie auch der MAN, im Solaris Urbino 18 Electric seinen Meister. Der schafft es, wie man auf den nächsten Seiten erfahren kann, mit 800 kWh deutlich weiter. Geladen wird unser Testbus übrigens per CCS2-Stecker mit 150 kW Ladeleistung, der eCitaro G kann auf Wunsch auch per Pantograf mit bis zu 300 kW beaufschlagt werden. 

Bemerkenswerter Fahrkomfort

Weil der elektrische G seine Plattform noch mit den Diesel-Kollegen teilt, muss der Betreiber noch mit dem linksseitigen Komponententurm im Heck leben. Der kostet vier Sitzplätze, dafür erbt der Elektrobus eine Ausstattungsvielfalt, die nicht jeder Anbieter im Portfolio hat. Und die stabile Deckenkonstruktion, die ja eine hohe Dachlast tragen muss, macht den eCitaro praktisch klapperfrei. Insgesamt werden die Fahrgäste hier gut umsorgt. Beispielsweise mit einer modernen Klimaanlage, die wenig Getöse macht, aber für angenehme Temperaturen sorgt – und zwar ganzjährig. Man sitzt gut im eCitaro G, auch weil das Fahrwerk weitgehend alles wegfedert und dämpft, was die Insassen stören könnte. Der Aufwand mit variablen Dämpfern (von ZF) lohnt sich, der G nickt nicht und wankt nicht, dabei wird auch das teure Fahrzeug maximal geschont. Mit seiner Elektroachse im Heck beschleunigt der lange eCitaro souverän aus den Haltestellen, schnell hat er seine Fahrgeschwindigkeit erreicht. Dann rollt er frei und ohne Energie Richtung nächsten Stopp. Zuerst verzögert er elektrisch mit Rekuperation, erst zuletzt greifen die Radbremsen. Ein linearer Vorgang, berechenbar wie Vieles am eCitaro. Der G fährt flink und flott, so wie man es sich von einem Stadtbus wünscht. Da öffnen und schließen die Türen auf einen Knopfdruck, Sekunden später schert der schwere E-Bus wieder in die Fahrspur ein. Nur die an sich präzise Lenkung spielt nicht so recht mit, sie verlangt nämlich nach kräftigen Armen – und das ausgerechnet in einem Stadtbus, der artgemäß viel Lenkarbeit verlangt. Und noch ein Detail weist darauf hin, dass der eCitaro G konzeptionell nicht mehr taufrisch ist: Seine Feststellbremse funktioniert nach alter Väter Sitte noch pneumatisch, das wird sich bei der nächsten Modellpflege sicher ändern.

Unser Fazit

Abgewogen mit seinen drei Mitbewerbern fährt der Mercedes-Elektrobus auch im Segment der Gelenkbusse an die Spitze, da sind sich alle Fahrzeugtester einig. Denn der weist kaum Schwächen auf, und starke Seiten hat er wahrlich viele. Die toppt er noch mit Sicherheitssystemen, die es so nur im eCitaro gibt. Beispielsweise den Abbiegeassistenten mit Personenerkennung, auch den Preventive Brake Assist, den aktiven Bremsassistenten für Stadtbusse. Im eCitaro sind auch bereits alle Sicherheitsanforderungen der GSR (General Safety Regulation) der Europäischen Union umgesetzt, bei den Wettbewerbern ist man noch nicht soweit. Zu guter Letzt: Wir präferieren den eCitaro G auch, weil er es seinem Fahrpersonal  wirklich leicht macht, einen guten Job abzuliefern.