Wir verwenden Cookies, um unsere Webseite zu analysieren und stetig zu verbessern. Wenn Du fortfahrst, nehmen wir an, dass Du mit der Verwendung von Cookies auf 1truck.tv einverstanden bist. Du kannst den Analysedienst jederzeit deaktivieren. Weitere Informationen findest Du in unseren Datenschutzbedingungen.
VERSTANDEN
1Truck.tv Logo
Lupen Icon

Konsequent leicht gebaut

Mit seiner Aufschrift „14.900 kg Leergewicht“ schockt der niederländische Ebusco die Wettbewerber, auf der Waage waren es dann 15,2 Tonnen. Der noch als „Prototyp“ deklarierte Typ 3.0 kann vieles richtig gut, steigen Sie mit uns ein.

Hier zählen keine Vorschusslorbeeren: Wir beginnen unsere Testberichte mit dem Ebusco, weil er im Alphabet der Erste des Quartetts ist – nicht mehr und nicht weniger. Wenngleich er bei seinem Auftritt sofort für Aufregung sorgt. Mit 15,2 Tonnen wiegt er dramatisch weniger, fünf bis sechs Tonnen bewegt er weniger als seine Mitbewerber, sogar weniger als die meisten dieselgetriebenen Gelenkbusse. Und das ist schon mehr als eine Hausnummer, über die es sich nachzudenken lohnt. Auch wenn bei Omnibussen nicht unbedingt jedes Kilo auf die Goldwaage gelegt wird. So viele Tonnen weniger kann man nicht wegdiskutieren oder ignorieren, die schlagen sich nämlich in der Energiebilanz und in der Kostenrechnung nieder. Das Zielgewicht des 3.0 wird bei Ebusco sehr konsequent umgesetzt. Zum einen durch den umfassenden Einsatz von Kompositmaterial im Aufbau, dazu das maßgenaue Batteriepaket von – fast möchte man sagen „nur“ - 383 kWh Kapazität, die im Fahrzeugboden stecken. Auch das Fahrgestell spart, sowohl an der angetriebenen Mittelachse als auch an der Nachlaufachse sehen wir statt der üblichen Zwillingsbereifung nur Einzelpneus des üblichen 275er-Formats. 

Auch sonst schiebt sich der aufwändig lackierte Niederländer mit interessanten Details in den Vordergrund. Mit einer CO2-Wärmepumpe für Heizung und Klima, mit einem taufrischen VDV-Arbeitsplatz (von Continental), der viel Übersicht bietet, mit Mirror-Cams statt Außenspiegeln, auch die Feststellbremse packt hier bereits elektrisch zu. Das eigentliche Highlight ist aber der Fahrgastraum, durchgehend stufen- und podestfrei bis ins Heck. Die Raumgestaltung des Ebusco zeigt einmal mehr, welche Möglichkeiten Elektrobusse bieten, wenn sie für speziell für elektrische Antriebe konstruiert werden.

Und wie fährt der „3.0“?

Über die Fahrleistungen gibt es keine zwei Meinungen. Der neue Ebusco-Gelenkbus beschleunigt fast sportlich, die radnahen Asynchronmotoren der ZF-Elektroachse bieten genug Drehmoment, über eine zweite angetriebene Achse muss sich kein Interessent Gedanken machen. Schon gar nicht, wenn man über die Fahrstabilität diskutiert. Weil Ebusco die Mittelachse antreibt, spurt der Gelenkbus sehr zuverlässig, auch wenn das Fahrzeug rundum nur einzelbereift rollt. Und weil der Schwerpunkt des Fahrzeugs wegen der Batteriepositionierung ziemlich tief liegt, liegt 3.0 ungewohnt satt auf der Straße. In dieses positive Bild passt auch die Lenkung, die leichtgängig und präzise führt. Ein Haar in der Suppe sind die stehenden Pedale, die in ein so modernes Cockpit nicht mehr passen wollen. Weil man bei Ebusco das Ein-Pedal-Fahren propagiert, kann der Gelenkbus auch nicht frei rollen. Man muss bei jeder Anfahrt an Haltstellen die richtige Stellung am Fahrpedal finden, was in den wenigsten Fällen gelingt und eine flüssige Fahrweise unmöglich macht. Allerdings sind wir mit der Bremsabstimmung sehr einverstanden, der Übergang vom rein elektrischen Verzögern bis zur Aktivität der Radbremsen ist linear und gefühlsecht. Und zuletzt möchten wir den Niederländern noch eine bessere Fahrwerksabstimmung empfehlen, vielleicht können sie dafür ihren bevorzugten Fahrwerkslieferanten gewinnen. Denn der 18-Meter-Bus gibt sich auf strapazierten Fahrbahnen sehr steifbeinig und gar nicht geschmeidig. Mit dem Ergebnis, dass der Aufbau lautstark rappelt und klappert und auf lange Sicht schneller verschleißt.

Unser Fazit

Ganz sicher ist der Ebusco 3.0 ein Trendsetter, er demonstriert mit seinem Konzept, wie man künftig Elektrobusse baut. Er ist viel leichter als seine Artgenossen, sein ambitioniertes Konzept verspricht konkurrenzlos günstige Energieverbräuche, hohen Fahrgastkomfort und zugleich Langlebigkeit. Aber noch verspricht der Ebusco mehr, als er einlösen kann. Dabei hat er das Zeug zum Premiumprodukt – an der Umsetzung wird allerdings noch gearbeitet.