Diesmal alles anders: Mit dem Mercedes-Benz Tourismo M/2 folgen wir ein stückweit den Reisen des jungen Mozart, die der Familie Mozart im späten 18ten Jahrhundert wohl erheblich mehr Anstrengungen abverlangt hatten. Wir fahren von Mannheim nach Wien, folgen den Spuren des Musikgenies Wolfgang Amadeus Mozart – und erleben den aktuellen Mercedes-Reisebus im realen Einsatz.
Mozart und Mercedes-Benz, auf den ersten Blick ist ja keine Gemeinsamkeit zu erkennen. Und bevor Sie jetzt vermuten, wir uns hier an einem feuilletonistischen Text versuchen, versichern wir Ihnen, dass wir bei Schusters Leisten bleiben. Bis auf das Initial „M“ haben beide Namen nichts gemein – oder vielleicht doch? Denn die Stadt Mannheim legt auf beide Namen und neudeutsch „Marken“ großen Wert. Wenngleich die Wertschätzung des Mercedes- oder Daimler-Buses-Werks – allein wegen der Arbeitsplätze - aktuell weitaus größer ausfällt. Aber der Name Mozarts wertet den Namen der Industriestadt Mannheim historisch auf und bringt musikalischen Glanz in die Hütte.
Den genießt der schlichte Tourismo-Zweiachser sichtlich, wir treffen ihn auf dem Hof des Barockschlosses von Mannheim. Die imposante Schlossanlage am Rheinufer, die Residenz der pfälzischen Kurfürsten Carl Philipp und Carl Theodor, beeindruckt mit ihrer schieren Ausdehnung. Wir stehen vor dem größten Barockschloss Deutschlands, es ist das zweitgrößte Europas – gleich nach Versailles. Dort spielte Wolfgang Amadé Mozart, so nannte er sich damals, aufsehenerregende Konzerte. Auch in der Schlosskirche gleich gegenüber, wo er im November 1777 die Orgel bespielte. Mozart hinterließ in Mannheim zahlreiche musikalische Spuren, wie eben die Mozartstraße, die das Nationaltheater, seine Verwaltung und die Intendanz beherbergt.
Noch mit klassischen Spiegeln
Bevor wir starten, darf die erste Abfahrtskontrolle natürlich nicht fehlen. Weil der Tourismo erst jüngst eine Modellpflege erfahren hat, folgt die erste Ernüchterung auf dem Fuße. Keine Mirror Cams, keine elektrische Feststellbremse, keine automatische Spurführung, aber immerhin die neuesten Sicherheitsassistenten. Und ja, der Tourismo bremst automatisch hinter einer stehenden Stauschlange bis zum Stillstand. Schnell sind alle Einstellungen fürs Fahren getroffen, das Cockpit ist ja bestens bekannt. Und wer es sich auf den attraktiven Travel Star Eco-Fahrgastsitzen bequem macht, freut sich über ordentliche Beinfreiheit auf allen Plätzen und bedauert, dass die Kopfstützen der relativ kurzen Lehnen nicht verstellbar sind. Der Fahrkomfort geht dennoch in Ordnung, denn Tourismo-Mitfahrer genießen eine angenehme Klimatisierung, eine feinfühlige Federung und relative Ruhe. Auch in der letzten Reihe, wo die Reifenlaufgeräusche die Verlautbarungen des OM 470-Diesels übertönen.
Unser nächstes Ziel ist Schwetzingen, nur 16 Kilometer entfernt, die Sommerresidenz der Fürsten mit einem sehr attraktiven Schlosspark. Hier hat WAM (klingt nicht gut, spart aber Wiederholungen) viel beachtete Konzerte gegeben, die Suche nach einem geeigneten Parkplatz geben wir, weil erfolglos, schnell wieder auf auf. Aber so viel lernen wir: Selbst mit dem langen Tourismo-Zweiachser kommt man in verwinkelten Altstädten zurecht, die weiten Einschlagwinkel der Vorderräder erlauben enge Radien. Immerhin: Ein Bild von Schloss und Bus ist im Kasten, wir sind jetzt auf der Weiterreise.
Statt Powershift mit Ecolife 2
Gegen Abend wollen wir in Augsburg sein. Rund 300 Kilometer liegen vor uns, kein Hexenwerk mit einem Mercedes-Benz Tourismo. Mit 428 PS aus 10,7 Liter Hubraum ist er universell passend motorisiert, zumal der Reihensechszylinder sein Drehmoment an eine flinke Sechsgangautomatik (ZF Ecolife Coachline) weiterreicht. Im Stadtverkehr macht dieser Antriebsstrang einen perfekten Job, jetzt geht es auf die Autobahn. Bei Tempo 100 pegelt sich die Motordrehzahl auf etwa 1.100 Touren ein, kleine Erhebungen werden noch im sechsten Gang mit geringem Geschwindigkeitsverlust genommen. An längeren oder steileren Steigungen schaltet das Getriebe zurück, jetzt muss der OM 470 drehen, was er gut kann. Und wenn man es darauf anlegt und den Abstandsregeltempomat fürs Überholen aktiv überspielt, verliert der Mercedes nur wenig Tempo und erzielt hohe Reisedurchschnitte. Mit fast sieben Meter Radstand spurt der Tourismo stoisch geradeaus, er fordert kaum Lenkkorrekturen. Und weil wir so flott unterwegs sind, bleibt uns ausreichend Zeit für eine Mittagspause.
Wir nähern uns Augsburg, fahren von der Autobahn ab und wundern uns, wohin uns die bordeigene Navigation leitet. Schon bald führt unser Weg über kleine Gassen und zugeparkte enge Sträßchen. Obwohl es die vermeintlich sachkundige Tourismo-Navigation eigentlich besser wissen müsste – wir sind für die nächsten Tage vorgewarnt. Unser Hotel in Stadtmitte erreichen wir rechtzeitig und unbeschadet, im ehemaligen Hotel „Drei Mohren“, heute heißt es politisch korrekt „Maximilians“, hat seinerzeit schon W. A. Mozarts genächtigt. Unser 13-Meter-Bolide darf im engen Hotelhof übernachten, wir genießen den Komfort des ersten Hauses am Platze.
In Leopold Mozarts Heimat erinnert vieles an die Künstlerfamilie. Augsburg ist Mitglied im Verein „Europäische Mozartwege“ und zählt ebenso wie Salzburg und Wien, zu den „Mozartstädten“. Aus dem „Schwäbischen Mozartwinkel“ (Augsburger Land) stammten die Vorfahren der berühmten Künstlerfamilie, die seit 1643 in Augsburg tätig war. Generationen von Mozarts waren als Handwerker und Künstler in Augsburg tätig. Der bekannteste Augsburger Vorfahre von Leopold und Wolfgang Amadé Mozart war der Baumeister Hans Georg Mozart, der an vielen Kirchen der Region, dem Fugger-Schloss und den berühmten Fugger-Häusern baute.
Wir lassen München rechts liegen
Vater Leopold Mozart war Augsburger Bürger, er wurde im heutigen Mozart-Haus in der Augsburger Frauentorstraße 30 geboren. Unser Vorhaben, mit unserem Omnibus dort vorzufahren, geben wir nach kurzer Irrfahrt mit Rangiereinlagen auf und stellen den Tourismo am (kostenfreien!) Parkplatz Plärrer ab. Von dort geht es per Taxi oder kostengünstig per ÖPNV zum Mozart-Haus, das tiefe Einblicke in die Familiengeschichte der Mozarts liefert. Es gäbe noch Vieles zu entdecken in Augsburg, die viele Jahrhunderte zu den wichtigsten Städten Europas zählte. Uns wird wieder klar: Wer auf historischen Pfaden wandelt, sollte mehr Zeit mitbringen.
Für uns geht es weiter, nach dem engen Terrain von Augsburg geht es wieder auf die Autobahn entspannt Richtung Süden. Die Metropole München lassen wir diesmal rechts liegen, wir wählen die Ostumfahrung Münchens auf der Autobahn A99. Eigentlich schade, denn auch München hält eine Mozart-Geschichte bereit. Bereits als Sechsjähriger besuchte Wolfgang Amadé die damalige Residenzstadt und gab zusammen mit seiner Schwester seine ersten Konzerte vor Kurfürst Max III. Joseph. Zwei seiner großen Werke entstanden hier: „La finta giardiniera“ und „Idomeneo“.
Bisher wurden wir von Sonnenschein und trockenem Wetter verwöhnt, jetzt holt uns die Wetterlage mit voller Wucht ein. Es gießt in Strömen, die Scheibenwischer haben Mühe, die Scheiben klar zu wischen. Und jetzt zeigt uns das Frontradarsystem an, dass es nicht mehr durchblickt, die automatische Spurführung macht Schlechtwetterpause. Aber ehrlich, wer würde das schwere Fahrzeug jetzt nicht mit voller Konzentration fahren? Auch der Tempomat hat jetzt Pause, wir reduzieren das Tempo, nur einige Lkw überholen in Kamikaze-Manier. Je weiter wir Richtung Süden kommen, desto mehr „Salzburger Schnürlregen“ begleitet uns. Der den Tourismo aber vor keine großen Probleme stellt, ganz souverän hält er uns jetzt verlässlich auf Kurs. Es rauscht recht kräftig in den Radhäusern und die Winterreifen von Conti singen ein schauriges Lied dazu. Am Grenzübergang Walserberg installieren wir die obligatorische Go-Box, dann zweigen wir nach rechts Richtung Hallein ab. Wir fahren nicht direkt nach Salzburg, denn mit einem ortsfremden Reisebus darf man die Innenstadt nicht passieren und erst recht nicht parkieren. Wir bleiben in St. Leonberg an der Untersbergbahn. Dort gibt es eine Bushaltestelle, der städtische Bus fährt alle 20 Minuten ins Stadtzentrum.
Gleiches Fahrwerk-Setup für beide Marken
Das Geburtshaus von Mozart in der Getreidegasse ist natürlich ein Muss, auch zum Wohnhaus der Mozarts führt unser Weg. Und natürlich müssen jetzt noch „Original Mozartkugeln“ als Mitbringsel besorgt werden. Eigentlich dürfte auf einer Mozartreise in Salzburg ein Konzertbesuch, vielleicht im Schloss Mirabell, nicht fehlen. Ganz sicher das nächste Mal in der Mozartstadt, geloben wir insgeheim, es gibt auch sonst noch Vieles zu erleben.
Am nächsten Morgen starten wir Richtung Wien. Zuerst auf der Westautobahn, dann später biegen wir auf die Landstraße ab, unser Ziel heißt Wolfgangsee. Auf kurvigem Geläuf zeigt sich der Mercedes von seiner besten Seite. Er spurt sauber, dreht in Kurven willig ein, ohne zu wanken. Und hier spielt das Getriebe wieder die erste Geige. Verblüffend, wie schnell sich die Gangwechsel vollziehen. Und weil uns keine Lastwechselverluste hemmen, bleiben wir auch an steilen Rampen in Schwung. Mit 430 PS und Ecolife so schnell wie mit 460 PS und Powershift, unser Landstraßenturn lässt es jedenfalls vermuten. Und jetzt noch ein kleiner Zwischenstopp mit „Mozart-Blick“ auf den Wolfgangsee, dann geht es weiter Richtung Wien.
Auf der Westautobahn bleibt noch Zeit zum Fachsimpeln mit dem Mercedes-Experten. Weil wir einerseits die neue Fahrwerksabstimmung loben und jetzt wissen wollen, ob es die Kollegen von Setra besser können (oder dürfen). Die Aussage ist eindeutig: „Gleiches Setup…..“, hier bekommt man gleiche Technik für weniger Geld. Und selbst wenn wir uns wiederholen: Dieser Antriebsstrang hat uns überzeugt, weil er jetzt auch mit ART (Abstandsregeltempomat) und PPC (Predictive Powertrain Control) kombinierbar ist. Wenngleich wir auf der Autobahn immer wieder höhere Drehzahlen registrieren, die nicht umsonst zu haben sind. Aber dort, wo das Lastschaltgetriebe ohne Drehzahl- und Ladeverluste agiert, spart es Energie – die Verbrauchsfrage könnte ein penibler Vergleichstest mit zwei vergleichbaren Fahrzeugen klären.
Am Ende der musikalischen Testfahrt
Dann sind wir auch schon in Wien, wo wir das ursprüngliche Grab von Wolfgang Amadé Mozart am St. Marxer Friedhof besuchen. Ein kleiner Ort der Ruhe an der hektischen Südosttangente von Wien, am Grab finden sich Blumen und Kerzen, Wolfgang Amadé ist auch heute nicht vergessen. Zu guter Letzt darf ein Stopp am Wiener Zentralfriedhof nicht fehlen, dort wo Wolfgang Amadeus Mozart seine letzte Ehre erfährt.
Hier wartet auch schon ein Fahrer, dem wir unseren Test-Mercedes zu treuen Händen übergeben. Wir gestehen, mit etwas Bedauern, wir wären gern weiter gefahren. Auch wenn der Tourismo auf den ersten Blick eher schlicht und weniger schick als andere daherkommt - auf den zweiten Blick überzeugt er mit einwandfreien Tugenden.