1. Stell dich bitte kurz vor und erzähl uns wie du zum Busfahren gekommen bist!
Ich bin Max, 23 Jahre alt und komme aus dem wunderschönen Potsdam-Mittelmark im Südwesten Brandenburgs.
Als Kind musste ich immer circa 30 km mit dem Bus zur Schule fahren. Jeden Tag fuhr der Hanjo mich zur Schule, irgendwann kamen wir ins Gespräch. Ich interessierte mich damals dafür, wie es ist, so einen “großen” Bus durch die engen Straßen zu lenken, wie der Arbeitsalltag eines Buslenkers ist und vieles mehr. Nach mehreren Praktika in diesem Busunternehmen entschied ich mich dazu, eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer im Personenverkehr zu machen.
2. Was schätzt du an deinem Alltag als Busfahrer besonders und was würdest du gerne ändern?
Ich mag es einfach mich frei zu fühlen. So einfach über die Landstraße zu fahren und viele nette Menschen sicher von A nach B zu bringen. Jeder Tag ist bei uns ein anderer. Jeden Tag ein anderer Dienst, jeden Tag ein anderer Bus. Und über das ein oder andere nette Gespräch freue ich mich auch immer wieder. Ich würde mir wünschen, dass wir Buslenker*innen mehr geschätzt werden. Leider vergessen viele Menschen, dass wir mitunter für mehr als 100 Menschenleben verantwortlich sind und nicht immer On-Time sein können, dementsprechend sollte auch das Gehalt sein. Auch wäre es schön, wenn die anderen Verkehrsteilnehmer den Bussen nicht die Vorfahrt nehmen würden, nur um vor dem Bus zu sein und zwei Sekunden früher an der Roten Ampel zu stehen.
3. Welchen Bus fährst du aktuell und was sind aus deiner Sicht Vor- und Nachteile des Fahrzeuges?
Wenn es möglich ist, fahre ich häufig einen Mercedes Benz Citaro C2 GÜ aus dem Jahr 2022. Vorteile sind, dass wir in diesem Bus alle Türen vom Fahrerplatz öffnen und schließen können, um einen Fahrgastwechsel schneller durchführen zu können und dementsprechend pünktlicher zu sein. Mit dem 400 PS starken Motor bleiben so einige Autofahrer an der Ampel stehen und sehen den Bus davonfahren. Ein großer Nachteil ist das verkleinerte Mehrzweckabteil. Wir können leider nur zwei Kinderwagen oder einen Rollstuhl mitnehmen. Wir merken leider, dass wir sehr häufig an unserer Kapazitätsgrenze sind, deswegen hoffe ich, dass bald neue CapaCity-Busse angeschafft werden.
4. Auf welchen Linien bist du unterwegs und welcher Dienst (Zeit oder Route) ist dir am liebsten?
Da mein Betriebshof in Beelitz ziemlich zentral gelegen ist, fahren wir in alle Himmelsrichtungen. Insgesamt sind es nur von meinem Hof aus über 30 Linien. Zudem unterstützen wir andere Betriebsteile, weswegen ich im ganzen Landkreis Potsdam-Mittelmark unterwegs bin. Meine Lieblingsdienste sind unsere Wochenend-Dienste. Dort fahren wir wie eine Acht - von Potsdam über Beelitz, Lehnin, Netzen, Brandenburg an der Havel, Krahne, Golzow, Lehnin, Werder (Havel) und wieder nach Potsdam. Bis man wieder in Potsdam angekommen ist, sind bereits 4 Stunden der Arbeitszeit rum. Weswegen man dann nur noch einmal umgekehrt fährt und dann in den Feierabend geht. Da man sehr viel Überland fährt, sind die Sonnenuntergänge besonders schön.
5. Was war dein schönster/lustigster Moment in deinem Berufsalltag?
Mein schönster Moment war, als ich am vergangenen Wochenende die Besucher der Werderaner Baumblüte wieder nach Hause gefahren habe und in meinem Bus gesungen und gefeiert wurde. Gute Stimmung im Bus ist immer das Beste. Die anderen schönen Momente sind, wenn ich den Fahrgästen ein Lächeln in das Gesicht zaubern kann, da ich meine Fahrgäste immer zu Fahrtbeginn und kurz vor dem Erreichen der Endhaltestelle begrüße und verabschiede. Da kommen auch so manche Witze vor.
6. Dein Lieblingsaccount auf Instagram?
Der Instagram-Account der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) gefällt mir am besten. Die Fotos sowie der Einblick auf die verschiedenen Berufe der ÖBB faszinieren mich immer wieder. Natürlich sind die Instagram-Accounts meiner Kolleg*innen wie Fiona (@freuleinbusbabe), Maddin (@der_regiobusfahrer) sowie unser persönlicher Busspotter Flo (@regiobus.spotting) auch einen Blick wert.
7. Aktuell werden auf vielen Linien Elektro-, Wasserstoff- und Hybridbusse getestet, bist du schon mal in so einem Bus gefahren und wie stehst du generell zu dem Thema emissionsfreier ÖPNV?
Bei der regiobus Potsdam Mittelmark werden alle Solo-Busse als Hybridbusse bestellt, daher fahre ich häufig mit einem Hybridbus. Ich muss sagen, die Hybriden sind im richtigen Umgang kraftstoffsparender und fahren zum Teil auch besser als die Voll-Diesel Fahrzeuge. Wir hatten zur Landesgartenschau auch einen Elektrobus, da habe ich festgestellt, dass die Reichweite sehr knapp ist. Da das Laden eines Elektro-Busses bei uns auf dem Lande sehr lange dauert, denke ich, dass Wasserstoff eine bessere Alternative ist. Emissionsfreier ÖPNV ist ein sehr wichtiges Thema, dahingehend finde ich auch gut, dass wir in unsere Busse keinen “normalen” Diesel tanken. Wir fahren mit dem synthetischen Kraftstoff GTL (Gas to Liquid), welcher aus Erdgas gewonnen wird. Dadurch ist der CO2 Ausstoß deutlich geringer und man riecht nicht diesen typischen Dieselmotor-Geruch.
8. Noch ein sehr wichtiger Punkt ist der starke Fachkräfte- und insbesondere Fahrermangel. Was ist deine Message an junge Menschen, die sich überlegen Busfahrer zu werden, und welchen Appell hast du an Unternehmer, die es schwer haben, Fahrer zu finden?
Macht es einfach. Ich kann euch sagen, ihr lernt viele neue Leute kennen, seht die besten Sonnenauf- und untergänge und viele freuen sich über ihren persönlichen Chauffeur. An viele Unternehmen kann ich nur sagen, erstellt einen Instagram-Account und zeigt den Alltag eines Buslenkers bzw. auch die anderen Berufe rund um das Thema Bus. Kommt weg von dem alten Thema: ,,Es hat früher funktioniert, also funktioniert es heute auch so.“ Macht was Neues, bildet ein Markenzeichen, einen Wiedererkennungswert und werbt mit eventuellen Vorteilen für den Mitarbeiter, wie Unterstützung bei der Fahrerlaubnisausbildung oder auch Vergünstigungen im Schwimmbad oder bei der Fahrkarte.