Stell dich bitte kurz vor und erzähl uns wie du zum Busfahren gekommen bist!
Hallo, mein Name ist Michael, ich bin 34 Jahre alt und lebe im Herzen der schönen Steiermark. Das Busfahren hat mich eigentlich schon in der Schulzeit interessiert, aber wie so oft kommt es anders, ich habe nach der Schule eine Ausbildung zum Elektroniker gemacht und dann auch einige Zeit in diesem Bereich gearbeitet. 2015 war ich in meinem damaligen Büro-Job nicht mehr wirklich glücklich und ich strebte eine Veränderung an, also nahm ich den Führerschein Klasse D in Angriff. 2016 habe ich dann bei der MVG – Mürztaler Verkehrsgesellschaft angefangen. Dort war ich auf verschiedensten Linien im Stadt- und Regionalverkehr, wie auch mit Reisebussen unterwegs. Letzen Sommer wechselte ich dann zu den Verkehrsbetrieben der Stadtwerke Leoben in meiner Heimatstadt, und hier bin ich jetzt.
Was schätzt du an deinem Alltag als Busfahrer besonders und was würdest du gerne ändern?
Auch wenn es Außenstehenden oft schwer fällt das zu glauben, aber ich schätze die Abwechslung. Auch wenn man täglich auf denselben Linien unterwegs ist, so ist doch jede Fahrt anders. Außerdem liegt mir viel an meinem klimatisierten „Eckbüro mit Fenstern“ – wer hat das schon?
Ich würde mir wünschen, dass der Respekt dem Beruf des Busfahrers wie auch dem Bus im Straßenverkehr gegenüber etwas größer wäre. Wir tragen eine große Verantwortung für die Fahrgäste, grüßen beim Einsteigen oder nicht bei jeder Haltestelle von einem PKW geschnitten zu werden, das wäre schon ein guter Anfang ;-)
Welchen Bus fährst du aktuell und was sind aus deiner Sicht Vor- und Nachteile des Fahrzeuges?
Die Verkehrsbetriebe Leoben sind ein überwiegender MAN-Betrieb. Bis auf 2 Mercedes-Benz Citaro (ein FL und ein C2) haben wir ausschließlich 12m Lion’s City, seit kurzem auch einen neuen LC12 EfficientHybrid im Fuhrpark. Mir persönlich machen die älteren Fahrzeuge mehr Spaß, vor allem hört man da noch was, wenn man aufs Gas steigt. Unser „Oldtimer“, ein C1 von 2001 wurde leider kürzlich ausgemustert, das war mein Liebling.
Alles in allem kann es sich heutzutage kein Hersteller leisten, ein schlechtes Produkt zu verkaufen, MAN hat mit dem neuen Lion’s City aber wirklich einen großen Sprung geschafft, sodass er dem Citaro jetzt durchaus ebenbürtig ist.
Auf welchen Linien bist du unterwegs und welcher Dienst (Zeit oder Route) ist dir am liebsten?
Da wir im Prinzip nur 5 Linien im Stadtgebiet von Leoben betreiben, ist das bei jedem Dienst bunt durchgemischt. Ich fahre am liebsten Spätdienste unter der Woche oder Frühdienste am Sonntag, wenige Fahrgäste, kein Stress und kaum Verkehr. Das ist dann oft richtig entspannend.
Tagtäglich im Straßenverkehr unterwegs zu sein, führt oft zu stressigen Situationen, wie entspannst du nach einem anstrengenden Arbeitstag am liebsten?
Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht! Freunde, die nicht aus der Materie kommen bezeichnen mich oft als Bus-verrückt und irgendwie haben sie auch recht. Von daher brauche ich eigentlich keine Ablenkung, nach einer Woche Urlaub fehlt mir mein Lenkrad schon wieder.
Abgesehen davon fahre ich gelegentlich in der Freizeit noch Ausflüge mit Oldtimer-Bussen, das ist dann die Abwechslung zum Liniendienst für mich und ohne Servolenkung und anderen Annehmlichkeiten versteht man dann auch, warum es Kraft-fahrer heißt. Dafür spare ich mir das Fitness Center.
Aktuell werden auf vielen Linien Elektro- und Wasserstoff- und Hybridbusse getestet, bist du schon mal in so einem Bus gefahren und wie stehst du generell zu dem Thema emissionsfreier ÖPNV?
Ich durfte schon batterieelektrische Busse von MAN, Mercedes-Benz und Iveco by Heuliez im Linienbetrieb testen, demnächst ist auch noch ein VDL geplant. Wasserstoff wäre interessant, hier ist der Schwachpunkt derzeit noch die Infrastruktur der Tankstellen. Es wird sich hier in nicht allzu ferner Zukunft sicher sehr viel verändern, allerdings denke ich, dass batterieelektrisch (wie auch dieselhybrid) nur eine Übergangslösung darstellt.
Nonplusultra für emissionsfreien ÖPNV ist und bleibt meiner Meinung nach der O-Bus, leider wurden in der Vergangenheit fast alle Betriebe auf Dieselbusse umgestellt, heute wäre man froh, die Infrastruktur noch zu haben.
Noch ein sehr wichtiger Punkt ist der starke Fachkräfte und insbesondere Fahrermangel. Was ist deine Message an junge Menschen, die sich überlegen Busfahrer zu werden, und welchen Apell hast du an Unternehmer, die es schwer haben Fahrer zu finden?
Du interessierst dich für den Beruf des Busfahrers? Dann mach es! Ob es das Richtige ist, weiß man erst, wenn man sich damit befasst bzw. es ausprobiert hat. Gerade aktuell gibt es viele Möglichkeiten, wie einem finanziell beim Führerschein unter die Arme gegriffen wird. Man sollte sich aber auch darüber im Klaren sein, dass das ein Job ist, der an ca. 20h pro Tag und 365 Tagen im Jahr ausgeübt werden muss. Egal ob Weihnachten, Ostern, Geburtstag oder (wie bei uns in Leoben) Gösser Kirtag ist.
Ich will den zweiten Teil der Frage etwas umformulieren:
Was macht für Dich einen Arbeitgeber im ÖPNV attraktiv?
Fahrzeuge die sicher, gut ausgestattet und gewartet sind. Kurspläne die ohne großen Zeitdruck zu bewältigen sind mit gut geplanten Pausen (nicht nach jeder Runde 10min in der Wendeschleife!). Ein Dienstplan, der es erlaubt auf private Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Eine angemessene und faire Bezahlung ist natürlich sehr wichtig, dass der Kollektivvertrag aber leider nicht der Beste ist, wissen wir auch alle. Mit Überzahlungen, Boni und Prämien für gute Leistung wäre es aber bestimmt attraktiver.