Stell dich bitte kurz vor und erzähl uns wie du zum Busfahren gekommen bist!
Hallo ihr. Ich bin Caro, 29 Jahre jung und komme aus dem kleinen oberfränkischen Städtchen Kronach. Seit Mitte 2019 bin ich begeisterte Busfahrerin. Ich hatte schon immer ein Faible für große Fahrzeuge, bevorzugt Lkw. Durch meinen Papa bin ich dann langsam auch an Busse herangeführt worden, da er selbst über 30 Jahre lang Busfahrer war. Hin und wieder durfte ich bei so manchem Sonntagsdienst dabei sein und so entstand die Faszination auch für die Welt der Busse.
Was schätzt du an deinem Alltag als Busfahrerin besonders und was würdest du gerne ändern?
Was ich in diesem Beruf besonders schätze ist das Gefühl der Freiheit. Das ist auf Linie zwar etwas eingeschränkter als im Reisebus, aber es ist definitiv vorhanden. Ich steige morgens in meinen Bus und bin den ganzen Tag mein eigener Chef und klettere am Ende des Tages mit dem Gefühl vom Bus, dass ich heute wieder die Schüler*innen sicher zur Schule und die Fahrgäste sicher zur Arbeit, zu ihren Lieben oder zum Einkaufen bringen konnte.
Es gibt leider immer noch sehr viele Unternehmen, die eine Menge verlangen aber nichts geben wollen. Um neue Fahrerinnen und Fahrer zu bekommen muss man schauen, dass man mit der Zeit geht und halbwegs vertretbare Löhne bezahlt. Wir wissen alle, dass die Busbranche in den letzten beiden Jahren schwer gebeutelt wurde aber dem Arbeiter ging es nicht anders.
Zudem gibt es gerade in städtischen und öffentlichen Betrieben oftmals geteilte Dienste und nicht jeder wohnt am Arbeitsort. Heißt für viele: lange Pausen an den Betriebshöfen, verlorene Freizeit und vor allem verlorenes Geld, da geteilte Dienste nicht durchgehend bezahlt werden. Auch hier muss man sich dringend Gedanken machen.
Welchen Bus fährst du aktuell und was sind aus deiner Sicht Vor- und Nachteile des Fahrzeuges?
Ich fahre seit Januar 2022 einen Setra 415 LE Business. Da ich ihn als Neuwagen bekommen habe kann ich persönlich noch keine "Langzeitergebnisse" bieten, aber ich bin bisher sehr mit dem Fahrzeug zufrieden. Der verhältnismäßig geringe Verbrauch ist definitiv ein großer Vorteil. Ich fahre im Frankenwald und wer die Topographie kennt weiß, dass es hier teilweise sehr bergig zugeht. Zudem ist er relativ geräuscharm und lässt sich um enge Stellen super lenken. Außerdem bietet er auch noch etwas Stauraum und Gepäckablagefächer was ich bei den vorherig gefahrenen MAN Bussen sehr vermisst habe.
Ein etwas nerviger Nachteil (und die Kolleginnen und Kollegen die einen Setra LE fahren werden jetzt wahrscheinlich grinsen :-) ) ist das tanken. Durch den flachen Tank ist es von Vorteil, wenn der Bus beim Tanken schräg steht aber diese Möglichkeit hat man leider nicht immer. Dann schaltet die Zapfpistole sehr früh und das kann sich ganz schön ziehen, bis der Tank dann mal tatsächlich voll ist.
Die Knöpfe am Arbeitsplatz könnten etwas besser angebracht werden. Die Tasten zum Türe öffnen und Kneeling zum Beispiel hätte man in der unteren Reihe anbringen können, da man die ja mit am häufigsten benötigt.
Auf welchen Linien bist du unterwegs und welcher Dienst (Zeit oder Route) ist dir am liebsten?
Während der Schultage bin ich in Kronach auf Linie 8 bzw. 81 unterwegs und befördere fast nur Schüler. In den Ferien fahren wir oft Schienenersatzverkehre. Ehrlich gesagt fahre ich zu jeder Zeit gerne. Sollten mal Autobahnfahrten dabei sein dann bevorzuge ich aber tatsächlich die Abendstunden. Aber grundsätzlich macht alles Spaß, egal ob es der Trubel in der Stadt ist oder die Ruhe auf dem Land.
Tagtäglich im Straßenverkehr unterwegs zu sein führt oft zu stressigen Situationen, wie entspannst du nach einem anstrengenden Arbeitstag am liebsten?
Um zu entspannen, gehe ich am liebsten spazieren oder fahre eine Runde mit meinem Rad durch die Gegend. Hauptsache raus in die Natur.
Aktuell werden auf vielen Linien Elektro- und Wasserstoff- und Hybridbusse getestet, bist du schon mal in so einem Bus gefahren und wie stehst du generell zu dem Thema emissionsfreier ÖPNV?
Bisher bin ich noch keinen dieser Busse gefahren, da sie auch nicht in unserem Fuhrpark vorhanden sind bzw. ich meinen festen Bus habe. Allerdings wäre es tatsächlich mal sehr interessant einen E-Bus zu fahren da ich von vielen Kollegen bereits gehört habe, dass sie sich gut fahren lassen. Ich sammle sehr gerne neue Erfahrungen und da gehört so etwas definitiv dazu. Ich finde es super, sich für die Umwelt einzusetzen und sich Gedanken zu machen, wie man aktiv dazu beitragen kann. Allerdings habe ich in Sachen E-Busse auch meine Zweifel. Wie wir alle wissen, sind die Anschaffungskosten extrem hoch, man muss auf den Höfen viel umplanen damit die Busse geladen werden können, gefahrlos ist sowas auch nicht gerade und die Reichweite macht die Art der Busse wohl eher sehr unflexibel. Jedenfalls kann man damit nicht eben mal schnell noch was fahren. Wenn ich vergleiche, wie effizient die Busse mittlerweile sind, dann hat man schon sehr viel in dem Bereich getan. Letztlich muss man bedenken, dass ich sehr viele Leute damit befördern könnte und somit pro Kopf sehr wenig CO2 anfällt, allerdings wird der ÖPNV leider nicht so genutzt wie man, bzw. ich das gerne hätte und die Innenstädte platzen weiterhin aus allen Nähten mit dem Individualverkehr. Ich finde man sollte erst mal dran arbeiten mehr Menschen an den ÖPNV heranzuführen.
Noch ein sehr wichtiger Punkt ist der starke Fachkräfte- und insbesondere Fahrermangel. Was ist deine Message an junge Menschen, die sich überlegen Busfahrer zu werden, und welchen Apell hast du an Unternehmer, die es schwer haben Fahrer zu finden?
Meine Message: wenn man den Traum des Busfahrens hat dann sollte man ihn sich verwirklichen. Es gibt nichts Schlimmeres als später mal zu sagen "Ach hätte ich damals nur ...". Fragt bei den Unternehmen, die ihr favorisiert nach, ob sie euch die Möglichkeit geben den Schein zu bezahlen oder erkundigt euch beim Arbeitsamt. Dass niemand den Schein aus eigener Tasche zahlen will oder kann ist bei diesen Preisen absolut verständlich. Andernfalls gibt es ja noch die Möglichkeit den Schein über die Berufsausbildung Fachkraft im Fahrbetrieb zu erwerben und nebenbei noch eine abgeschlossene, interessante Berufsausbildung zu erlangen. Es kann auch nie schaden, ein Praktikum zu machen oder mal hin und wieder auf Linie mitzufahren und dem Fahrer eures Vertrauens über die Schulter zu schauen. Es ist ein wunderschöner Beruf, aber man sollte sich auch bewusst sein, dass er - je nach Unternehmen, Einsatzgebiet, etc. - wirklich sehr stressig werden kann und die Schichtzeiten teilweise auch recht lange gehen.
Als Unternehmer ist es heute auf jeden Fall sehr schwer an Personal zu kommen was ich wirklich schade finde. Letztlich kann man nur versuchen sich so ehrlich und gut wie möglich in Stellenausschreibungen zu verkaufen. Man sollte nicht das hineinschreiben, was der Bewerber gerne lesen möchte, wenn es eigentlich gar nicht auf das Unternehmen zutrifft. Als Unternehmer ist es auch von Vorteil den Menschen hinter dem Steuer zu sehen und nicht nur den Busfahrer, der morgens kommt und abends geht. Außerdem sollte man sich immer bemühen seine Leute zu halten. Denn langjährige und zufriedene Mitarbeiter sind meist die beste Werbung für ein Unternehmen.