Die Lebensgeister der Fahrzeugindustrie regen sich wieder, die Omnibushersteller und solche, die es werden wollen, präsentieren neue Modelle. Nicht nur Fahrzeuge mit elektrischen Antrieben, aber ausschließlich Linienbusse für Stadt- und Regionaleinsätze.
Die bleierne Zeit der Pandemie scheint überwunden, jetzt geht die Omnibusindustrie wieder in den Offensivmodus. Die Fahrzeughersteller beschäftigen sich derzeit exklusiv mit City- und Überlandlinien-Konzepten, das Reisesegment verharrt mangels Geschäftsperspektive weiter im Dämmerschlaf. Wie vielerorts das Marketing, wir registrieren bei einigen gewiss nicht kleinen Fahrzeuganbieter ein dürftiges Kommunikationsverhalten. Deshalb haben wir alle möglichen Quellen aktiviert und präsentieren unseren Lesern einige interessante Neuheiten.
Neu im Haifischbecken
Den neuen deutschen Omnibusanbieter Quantron wollen wir von unserer Schelte ausnehmen. Der hat nämlich seinen neuen Stadtbus Cizaris sehr umfangreich, wenn auch nur virtuell kommuniziert. Das ambitionierte süddeutsche Unternehmen aus dem Großraum München – Augsburg möchte sich über das Retrofitgeschäft hinaus jetzt als neue Omnibusmarke qualifizieren.Zeitgeistgemäß natürlich mit Elektrobussen für den städtischen Einsatz, die Quantron von einem chinesischen Produktionspartner (EV Dynamics) bezieht und im eigenen Werk bei Augsburg marktgerecht finalisiert. Das erste Produkt ist ein 12 m langes Busmodell, das Cizaris 12 EV heißt und sich mit seinem modern konventionellen Design wenig auffällig in die Reihe zahlreicher Stadtbus-Wettbewerber einfügt.
Bei näherem Hinsehen entpuppt sich der Cizaris aber nicht als lupenreiner Niederflurbus, die technischen Daten erwähnen eine Hypoid-Antriebsachse von Dana, der Neue von Quantron wäre damit ein Low-Entry-Modell. Dessen Kapazität wird optimistisch mit bis zu 95 Fahrgästen beziffert, für den Zweitürer sind vier Sitzkonfigurationen (von Kiel), für den Dreitürer sogar fünf lieferbar. Die Akkupacks stammen natürlich vom chinesischen Batterieriesen CATL, Quantron hat sich die CATL-Vertriebsrechte für Europa gesichert und macht auch Geschäfte mit anderen Herstellern. Die robusten Lithium-Eisenphosphat-Batterien (8 Jahre Gewährleistung) auf dem Dach sind mit Kapazitäten bis 424 Kilowattstunden zu haben, die damit für 300 Kilometer Reichweite gut sein sollten. Der Cizaris wird per CCS-Stecker mit bis zu 150 kW im Depot geladen. Für die nötige Dynamik soll ein PSM-Zentralmotor von Dana sorgen. Er liefert maximal 245 kW und 3.329 Newtonmeter Drehmoment ohne Getriebe an die Antriebsachse.
Diesel, Hybrid und später elektrisch
Beim Stöbern haben wir beim schwedischen Omnibusbauer Scania den neuen Interlink entdeckt. Sie erinnern sich? Das war eine Hochboden-Baureihe, die vom Regionalbus bis zum Reisehochdecker reichte. Die Schweden verfolgen jetzt ein neues Regionalbus-Konzept, das jetzt die Plattform der neuen Citywide-Stadtbusse nutzt. Eine Bauhöhe als Low Docker, Zweiachser von 10,9 bis 13,3 m Länge, dazu 13,7 bis 15 m lange Dreiachser, die Interlinks sind 2- und 3-türig bestellbar. Antriebsseitig kann der Kunde zwischen zwei Dieselalternativen wählen: Cummins-Sechszylinder mit 6,8 l Hubraum und 280 PS und 9-Liter-Fünfzylinder mit Leistungen von 280 bis 360 PS. Oder zum CNG-Antrieb (9 l Hubraum, 280 und 340 PS) greifen. Für Freunde alternativer Antriebe wird ein Elektrohybrid-Antrieb mit 320 PS Diesel plus Elektromotor installiert, der mit 1.030 Newtonmetern auch rein elektrisch antreibt. Eine um 500 kg erhöhte Vorderachslast baut schon mal vor, Interlink-Fahrzeuge werden über kurz oder lang rein elektrisch fahren. Der Antriebsstrang (aus dem Citywide) liegt ja bereits vor, fehlt nur noch das für Regionalstrecken geeignete Batteriepaket.
Auch der spanische Scania-Partner Irizar hat nachgelegt. Mit einer neuen i4-Generation, das sind Low Decker wie der Interlink, die feierten nun virtuell ihre Premiere. Neu ist der Zweiachser mit 13,23 m Länge, der sitzplatzoptimiert mit dem ellenlangen Radstand des 15 m Dreiachsers ins Intercity-Rennen geht. Maximal 63 Sitze auf 2 Achsen, dieses Konzept klingt nach maximaler Effizienz, ist es wohl auch. Die neuen i4 Modelle fallen nach einer gründlichen Diät bis zu 955 kg leichter aus, erklären die Irizar-Techniker, sie sollen rund 5 Prozent weniger Kraftstoff benötigen. Beim Antrieb setzen die Spanier auf den MX11-Sechszylinder von DAF, der 340 bis 408 PS liefert. Wer in der Region DACH mit einem Irizar i4 liebäugelt, muss sich an die Scania-Verkaufsorganisation wenden. Dort ordert man den Spanier mit Scania-Chassis und möglichst mit dem hocheffizienten Hybridantrieb, den es auch für den Scania Interlink gibt. Oder man bevorzugt den Erdgasmotor von Scania, einen 9-Liter-Fünfzylinder, der hochkomprimiertes CNG oder tiefkaltes LNG fremdgezündet verbrennt.