Im Busverkehr ist mitten im Lockdown ein Streit um einen neuen Kollektivvertrag entbrannt. Pläne der Busunternehmer sehen neue Schlupflöcher bei Überstunden und Kündigungen vor. Robert Wurm, Zentralbetriebsratsvorsitzender der Österreichischen Postbus AG, spricht von einer „Niedertracht der Sonderklasse“.
„Während im Handel die HeldInnen der Arbeit mit einer Corona-Prämie gewürdigt werden, versuchen die Busunternehmen die allgemeine Verunsicherung zu ihren Gunsten zu nutzen und wollen unsere Buslenkerinnen und Buslenker in Nacht- und Nebel-Aktionen noch weiter auspressen. Das werden wir nicht zulassen“, sagt Wurm.
Geht es nach dem Willen der Arbeitgeber, sollen Buslenker künftig ab 1. Jänner 2021 als Saisonarbeiter eingestuft werden. Dadurch versuchen die Busunternehmer die Gleichstellung von Arbeitern und Angestellten ab Mitte 2021 zu umgehen. Buslenkerinnen und Buslenker könnten dadurch weiterhin binnen zwei Wochen gekündigt werden. Dagegen legen sich die Personalvertreter quer.
Für Ärger in der Belegschaft sorgen auch der erweiterte Durchrechnungszeitraum von fünf Wochen für die Abrechnung von Überstunden und eine neue Praxis bei der Einteilung von Dienstplänen, bei der die Lenkerinnen und Lenker oft nur in Morgen- und Abendstunden zum Einsatz kommen und dazwischen stundenlang unbezahlt auf der Dienststelle verbringen. Tatsächlich sind Lenkerinnen und Lenker dadurch oft 16 Stunden und mehr im Dienst.
Der Betriebsrat fordert nun, dass die Lenkerinnen und Lenker im Linien-Busverkehr mindestens 6,5 Stunden pro Einsatzzeit bezahlt bekommen sollen. Der Durchrechnungszeitraum zur Abrechnung von Überstunden soll wieder auf eine monatliche Betrachtung umgestellt werden.
„Es wird nicht ausreichen, den Heldinnen und Helden der Straße auf die Schultern zu klopfen. Unsere Kolleginnen und Kollegen haben auch im Linienverkehr ein Recht auf ein menschlich vertretbares Arbeitsleben. Dieses Recht werden wir von den Arbeitgebern mit aller Vehemenz bei den derzeitigen laufenden KV-Verhandlungen einfordern“, so Wurm.