Erstmals fährt der automatisierte Digibus® im August, September und Oktober 2020 nach Fahrplan in einem öffentlichen Demobetrieb. Mit diesem Demobetrieb in der Salzburger Gemeinde Koppl werden sowohl die Einbindung eines selbstfahrenden Shuttles in ein überregionales Mobilitätssystem wie auch neue Interaktionskonzepte unter realen Bedingungen getestet. Alle Fahrten mit dem Digibus® sind kostenlos.
Bereits seit 2017 finden immer wieder vereinzelte Testfahrten mit selbstfahrenden Shuttles unterschiedlicher Hersteller in der Salzburger Gemeinde Koppl statt. Im Mittelpunkt dieses Salzburger Szenarios steht die Überbrückung der ersten bzw. letzten Meile – und damit die Aufwertung des bestehenden öffentlichen Verkehrs durch automatisierte Zusatzangebote. Nun wird der Digibus® erstmals testweise nach Fahrplan in einem Regelbetrieb geführt und in das öffentliche Mobilitätssystem eingetaktet. Für Fahrten mit dem Digibus® ist dabei kein Ticket erforderlich.
„Die Erprobung unter realen Bedingungen – auf einer ganz normalen Straße mit verschiedenen Verkehrssituationen inner- und außerhalb des Ortsgebiets mit Steigungen, Linksabbiege-Situationen und mit verschiedensten weiteren Verkehrsteilnehmern – brachte herausfordernde Details in den Bereichen Fahrsicherheit und Selbständigkeit zutage. Die dafür erarbeiteten Lösungen werden nun im Demobetrieb 2020 getestet", sagt Projektleiter Karl Rehrl, Forschungslinienleiter bei Salzburg Research.
Speziell im Hinblick darauf, dass irgendwann kein Operator mehr an Bord erforderlich sein könnte, wurde intensiv an der Kommunikation des Fahrzeuges mit anderen Verkehrsteilnehmer/-innen gearbeitet. „Im vollautomatisierten Kontext ohne Ansprechperson vor Ort muss der Bus sehr klar kommunizieren. Dafür wurden in den letzten Monaten Lösungen für das Störfallmanagement, Kapazitätsmanagement sowie Interaktionskonzepte mit den Fahrgästen und zu anderen Verkehrsteilnehmer/-innen entwickelt", so Rehrl weiter.
Im Demobetrieb kommen u.a. weiterentwickelte und bisher im Labor erprobte Lösungen zu Fahrgastinformation und Kapazitätsmanagement vom Center for Human-Computer-Interaktion der Universität Salzburg auf außentauglichen Touchscreen-Sprechstellen von Commend zum Einsatz. Über diese Anzeigen im Bus und an der Bushaltestelle werden fahrt- und anschlussrelevante Informationen angezeigt, um den Digibus® besser in den öffentlichen Nahverkehr zu integrieren und den Fahrgästen ein besseres Fahrgefühl zu ermöglichen. In den letzten Monaten wurde im Projektkonsortium auch intensiv u.a. an den Bereichen Customized Layouts, User Interface Design und User Experience sowie der Audio-Signalverarbeitung für bessere Sprachverständlichkeit vor Ort auf der Straße gearbeitet. Als Highlight gestaltet sich die intelligente Interaktion mit dem von Commend entwickelten Chatbot-Sprachassistenten.
Die Rahmenbedingungen für den Demobetrieb:
Für den Demobetrieb 2020 steht die dritte und neueste Generation des EasyMile EZ10 Shuttles zur Verfügung. Insbesondere die Sensorik wurde in dieser Weiterentwicklung verbessert: Die LIDAR-Sensoren verfügen im neuen Shuttle über 32 statt bisher 16 Layer und sind anders positioniert. Zudem ist das Shuttle nur mehr monodirektional fahrbar, was den Vorgaben einiger Länder entspricht, damit ein automatisiertes Shuttle für den Straßenverkehr zugelassen werden kann.
Das neue Shuttle wurde im Mai 2020 in Koppl angeliefert. Seither laufen Vorbereitungen für den Demobetrieb, Einschulung der Operatoren und technische Tests.
Wie auch bisher fährt der Digibus® mit Probekennzeichen (Zulassungsinhaber: Salzburg Research) und Sondergenehmigung des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), denn eine reguläre Straßenzulassung ist für automatisierte Fahrzeuge in Österreich noch nicht verfügbar.