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Interview mit Patrick @der_busfahrer_in_zwickau

Stell dich bitte kurz vor und erzähl uns wie du zum Busfahren gekommen bist!

Ich bin Patrick, 21 Jahre alt und arbeite bei den Städtischen Verkehrsbetrieben Zwickau. Das Zischen der Türen und das große Lenkrad hat mir schon seit Kindheitstagen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Von da an wusste ich genau, dass ich Busfahrer werden will, was ich dann auch mit 18 Jahren erreicht habe.


Was schätzt du an deinem Alltag als Busfahrer besonders und was würdest du gerne ändern?

Besonders schätze ich die Größe der Fahrzeuge sowie die hohe Verantwortung und das nicht nur für den Bus, sondern auch für die Fahrgäste. Manchmal würde ich mir aber von den Fahrgästen mehr Freundlichkeit und Respekt gegenüber unserem Beruf mit der daraus resultierenden Verantwortung wünschen.


Welchen Bus fährst du aktuell und was sind aus deiner Sicht Vor- und Nachteile des Fahrzeuges? 

Bei uns gibt es aktuell 2 Fahrzeugtypen - Erdgasbusse und Dieselbusse von den Marken MAN und Mercedes-Benz. Meine Favoriten sind die Erdgasbusse von Mercedes-Benz, der herrliche Klang und die Leistung mit 326 PS harmonieren für ihr Alter richtig gut, denn mit Baujahren 2003-2005 sind diese immer noch zuverlässig im täglichen Einsatz. Leider schließen die neueren MAN Omnibusse in meinem persönlichen Ranking durch deren ständige Störanfälligkeit nicht so gut ab. Trotzdem habe ich meinen Lieblingsbus im Unternehmen, den ich immer wieder täglich fahren könnte: Einen Mercedes-Benz Citaro CNG, Baujahr 2005 mit einem melodischen ZF Ecomat und 326 PS, mit dem ich auch ein kleines Ziel in meinem Leben erreicht habe, nämlich die „Eroberung mit ökologischem erzeugten Biomethan-gefüllten Omnibus“ des im schönen deutsch-tschechischem Grenzgebietes liegendem Fichtelberg mit einer Höhe von 1.214 Metern.


Auf welchen Linien bist du unterwegs und welcher Dienst (Zeit oder Route) ist dir am liebsten?

Ich fahre Stadtbuslinien, zum Beispiel die Linie 10, die pro Richtung mit über 50 Minuten Fahrzeit einmal quer durch die Stadt geht, aber auch gerne Linien wie beispielsweise die Linie 18 nach Königswalde, wo man abseits von Stadt- und Stressfaktoren durch schönes Überland fährt und man auch mal was anderes sieht. Ich bin im Frühturnus eingeteilt, bedeutet, dass ich früh, geteilt und Tagesdienste fahre. Es stört mich aber auch nicht, ab und zu einen Mittags- oder Schlussdienst zu fahren.


Was war dein schönster/lustigster Moment in deinem Berufsalltag?

Mein schönster Moment in meinem Berufsleben war, dass ich die Liebe meines Lebens gefunden habe. Der Lustigste war, als an einer Endhaltestelle Hühner eines Anwohners an der Haltestelle standen, um auf den Bus zu warten und schließlich, zur Belustigung aller Fahrgäste, auch noch einsteigen wollten. Dafür habe ich gern mal das Fahrzeug abgesenkt!


Dein Lieblingsaccount auf Instagram?

Da ich viele Busbegeisterte kenne, ist es gar nicht so leicht, einen Lieblingsaccount zu beschreiben. Dennoch folge ich gerne Dominik Hüttl, eher bekannt als „linienmoment“, der im Bereich München und auch in Österreich unterwegs ist, um Nahverkehrseindrücke zu sammeln. Aber auch „_michel_schwarz“ von der Hochbahn, der jetzt bei Elite-Reisen unterwegs ist, folge ich gerne, weil er seine Berufseindrücke anderen Leuten gut als Story rüberbringen kann.


Aktuell werden auf vielen Linien Elektro- und Wasserstoff- und Hybridbusse getestet, bist du schon mal in so einem Bus gefahren und wie stehst du generell zu dem Thema emissionsfreier ÖPNV?

Ich bin schon mit Elektro-, Hybrid- und Wasserstoffbussen mitgefahren. Ich persönlich finde, dass Hybridfahrzeuge derzeit die bessere Variante, grade in unserem leicht bergigen Land sind, da sie sowohl mit Kraftstoff, aber auch mit einem für das Anfahren zu nutzenden elektrischen Generator laufen. Bei den anderen Antriebsarten bin ich momentan ein bisschen skeptisch, weil ich nicht glaube, dass sich auf die Schnelle weder Elektro noch Wasserstoff durchsetzen kann. Und wenn wird es lange dauern, bis alles so weit erforscht ist, dass man damit einen ganzen Tag lang „dienstschieben“ könnte.


Noch ein sehr wichtiger Punkt ist der starke Fachkräfte- und insbesondere Fahrermangel. Was ist deine Message an junge Menschen, die sich überlegen Busfahrer zu werden, und welchen Apell hast du an Unternehmer, die es schwer haben Fahrer zu finden?

Ich persönlich finde, um mehr junge Leute für den Beruf zu begeistern, sollte man erstens überlegen, das Gehalt mit der hohen Verantwortung in Relation zu setzen. Den Unternehmen würde ich raten, ihre Ansprüche nicht mehr so hoch anzusetzen, auch wenn es teilweise gefordert wird. Damit meine ich Schulabschlüsse oder andere Qualifikationen, denn auch wenn man in der Schule etwas „fauler“ war, sollte man trotzdem eine Chance bekommen! Zudem sollte man versuchen, mehr über soziale Medien wie Facebook und Instagram aber auch Internetauftritten mit firmenspezifischen Marketingmitteln Repräsentation zu betreiben. Aber vor allem: Die Arbeitszeiten so zu überarbeiten, dass eine angemessene Work-Life-Balance möglicher wird. Das bedeutet keine 10-Stunden-Dienste, aber auch nicht so viele geteilte Dienste zu schaffen und den Fahrer wieder in den Mittelpunkt eines jeden Verkehrsunternehmens zu rücken!