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Interview mit Yannik @avb_fahrer_yannik

Stell dich bitte kurz vor und erzähl uns wie du zum Busfahren gekommen bist!

Hallo, mein Name ist Yannick, ich bin 24 Jahre alt, komme gebürtig aus Limburg an der Lahn und arbeite aktuell im schönen Ahrtal, beim Ahrtal-Verkehrs-Betrieb Frank Bodtenberg GmbH.

Zum Busfahren bin ich durch meinen Busfahrer aus dem Kindergarten gekommen. Dieser hatte mich damals noch mit einem Setra S 215 UL zum Kindergarten gefahren, ein lautes, stinkendes Ungetüm, doch er konnte mir die anfängliche Angst nehmen, erklärte, zeigte und demonstrierte mir den gesamten Bus. Von da an war klar: Ich will Busfahrer werden.
Leider hat zu meinem Abschlussjahrgang 2015 im Kreis Limburg-Weilburg niemand ausgebildet, weshalb ich erst eine Ausbildung als Verkäufer für Musikinstrumente absolviert habe, ehe ich ins schöne Münsterland nach Emsdetten gezogen bin, wo ich schließlich die Ausbildung zum Berufskraftfahrer - Personenverkehr absolvieren konnte. Nach der Ausbildung zogen mich Heimweh und Verdienstmöglichkeiten dann wieder gen Süden, diesmal allerdings ins Ahrtal. 


Was schätzt du an deinem Alltag als Busfahrer besonders und was würdest du gerne ändern?

Die Nähe zum Menschen. Ich habe in den vier Jahren die ich mittlerweile schon so viele einzigartige Menschen kennengelernt, Kontakte geknüpft und auch Bekanntschaften geschlossen, ich bin mir sicher: So viel Kontakt zum Menschen hat man (gerade wenn man Regional wie ich, unterwegs ist) in kaum einem anderen Beruf! Gerade nach der Flut haben sich mir die Leute anvertraut und ihre Geschichten erzählt. Das endete zum Teil damit, dass ich die ein oder andere Haltestelle etwas länger bedienen musste, da ich meine Tränen trocknen musste. Die Schicksalsschläge die diese Menschen mitgemacht haben, sind der Wahnsinn. Aber auch die Dankbarkeit die einem die Menschen gerade kurz nach der Flut entgegengebracht haben, einfach weil wir als Busverkehr ein Stück Normalität zurückgegeben haben. Das hat mich sehr bewegt und dafür stehe ich nach wie vor jeden Tag gerne auf, denn ich weiß: Die Leute sind dankbar, dass ich da bin. Meine heftigste Begegnung im Sinne der Flut, hatte ich mit einer älteren Dame die ihren Ehemann und ihr Zuhause verloren hat und die mir davon unter Tränen berichtete. Ich fragte sie, ob es für sie in Ordnung ginge, was sie bejahte und ich habe ihr einfach nur eine Umarmung geschenkt habe, für die sie sich sehr intensiv bedankt hat, weil sie diese in dem Moment benötigte und so standen wir dann an der Endhaltestelle und lagen uns weinend in den Armen...
Aber auch die Nähe ist es, die ich gerne ändern würde, denn gerade dieser Kontakt macht einen angreifbar für Überfälle, Übergriffigkeiten, Beleidigungen und Respektlosigkeiten (Von Fahrgästen wie anderen Verkehrsteilnehmern gleichermaßen), ein Problem was uns als Busfahrer leider auch jeden Tag aufs neue begegnet. Dafür habe ich meinen Instagramkanal ins Leben gerufen um den Menschen zu zeigen: "Hey! Da sitzt ein Mensch, genau wie ich!". Ich denke vielen ist es nicht bewusst, dass sie einen Menschen gegenüber haben, der sie auch versteht. 


Welchen Bus fährst du aktuell und was sind aus deiner Sicht Vor- und Nachteile des Fahrzeuges? 

Ich fahre aktuell einen Mercedes-Benz O530 LE Ü der auf den Namen "Detlev" hört, angelehnt an den Detlef der Serie "Ab ins Beet", da dieser für seine laute Art bekannt ist. Mein Detlev ist, daher der Name, der einzige Bus bei uns im Fuhrpark mit Drucklufthorn. Das "V" in Detlev steht hingegen für die Leistung, die für einen Citaro in meinen Augen überdurchschnittlich ist und einem V-Motor gleichkommt. Vorteil an diesem Bus sind ganz klar die zwei Armlehnen, die Sitzheizung für kalte Tage und das Drucklufthorn, sowie die einzigartige Leistung, die ihn auch vollbeladen gut vom Fleck bringt. 

Nachteil ist ganz klar das Alter, denn der Bus ist mittlerweile auch schon 12 Jahre alt und wird nicht mehr all zu lange in unserem Fuhrpark verweilen. Aber da denke ich erst dran, wenn es soweit ist. 


Auf welchen Linien bist du unterwegs und welcher Dienst (Zeit oder Route) ist dir am liebsten?

Aktuell bin ich auf fast allen Linien im Kreis Ahrweiler unterwegs, welche die Deutsche Bahn bedient.

Meine absoluten Lieblingsdienste sind früh morgens, da man dort am wenigsten Fahrgäste hat und immer mal wieder so Päuschen, dass man den Kopf mal aufs Lenkrad legen kann.
Meine Lieblingslinie ist im eigentlichem Sinne keine Linie, sondern Schienenersatzverkehr von Remagen bis Ahrbrück. Da wir durch die Flut letztes Jahr sehr stark getroffen wurden, ist es einfach Hammer, wenn man mal nach Wochen wieder mit dem SEV nach Ahrbrück fährt und sieht, was sich dort binnen weniger Tage alles ändert. Gerade das ist für mich und viele Kollegen immer wieder ein Trost in der schweren Zeit, die leider noch lange nicht vorüber ist. 


Tagtäglich im Straßenverkehr unterwegs zu sein, führt oft zu stressigen Situationen, wie entspannst du nach einem anstrengenden Arbeitstag am liebsten?

Am liebsten entspanne ich mich zuhause mit meinem Verlobten bei einem leckerem Abendessen, oder aber falls er mal nicht da ist, mit einer Runde PC spielen. Da kann man dann, je nach Spiel Stress und Ärger abbauen. 


Aktuell werden auf vielen Linien Elektro- und Wasserstoff- und Hybridbusse getestet, bist du schon mal in so einem Bus gefahren und wie stehst du generell zu dem Thema emissionsfreier ÖPNV?

Gefährliches Thema. Aber ich stehe dem Ganzen offen gegenüber, auch wenn ich mich zur Klasse: "Leistung muss mit Diesel erzeugt werden!" zähle, so bin ich dem Ganzen offen gegenüber. Im Februar durfte ich einen Volvo 7700 Hybrid fahren, der hat mich ehrlich gesagt nicht von den Socken gehauen, aber sollte ich einen Mild Hybrid fahren, so wie mein Pkw (Ford Puma Bj. 2020), so kann ich sagen: Das wird genial! Die Leistung die meiner mit der Elektrounterstützung auf die Straße bringt ist Bombe! Der Intouro K soll da laut Kollegen nahe dran kommen. Ich bin gespannt was kommt und halte weiterhin Augen und Ohren offen!


7. Noch ein sehr wichtiger Punkt ist der starke Fachkräfte und insbesondere Fahrermangel. Was ist deine Message an junge Menschen, die sich überlegen Busfahrer zu werden, und welchen Apell hast du an Unternehmer, die es schwer haben Fahrer zu finden?

Meine Message an junge Menschen ist: Machen! Auch wenn man vielleicht den ein oder anderen Vorbehalt gegenüber dem Job hat, einfach machen! Der Kontakt den man mit Menschen pflegt, die Abwechslung, die jeder einzelne der den Bus betritt mit sich bringt, das wiegt alles auf. Klar hat man auch Tage, an denen man hinschmeißen will. Aber einer Sache sollte man sich immer bewusst sein: Auch in anderen Jobs gibt es diese Tage. Und dann kommt im Plan vielleicht diese eine Linie. Diese Linie auf der man einen tollen Fahrgast hat, der einem den Tag versüßt. Dann ist der Groll von vorher auch schnell vergessen. 

An die Unternehmer habe ich auch eine Message: Klar Geld regelt viel, sehr viel sogar. Aber was bringt mir ein Job in dem ich viel verdiene, meine Arbeit aber nicht anerkannt wird? In dem ich nur eine Nummer bin? Jeder einzelne Angestellte hat seine Geschichte. Jeder Einzelne gibt für Sie jeden Tag alles. Da ist Dankbarkeit das A und O. Und dabei meine ich nicht auf Knien rutschen, sondern im persönlichen Gespräch einfach mal "Danke" sagen. Dieses Wort kann viel erreichen und macht sehr viel aus.