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Interview mit Roland @da_busfohra

Stell dich bitte kurz vor und erzähl uns wie du zum Busfahren gekommen bist!

Mein Name ist Roland Gruber und bin 22 Jahre alt. Bereits in meiner Kindheit interessierte ich mich für Busse, Züge, Flugzeuge und Lkw. Unzählige Stunden verbachte ich zuhause vor dem PC am Flugsimulator, Euro Truck Simulator und auch im Bussimulator „Omsi". Mit meiner Großmutter war es im frühen Kindesalter immer ein Erlebnis mit dem Obus durch die Stadt zu fahren. Ein Sitzplatz in der ersten Reihe stand auf dem Pflichtprogramm. Spätestens als ich mit 16 Jahren mit dem Autoführerschein anfing war für mich klar, dass ich beruflich auf alle Fälle mal etwas machen will, wo ich unterwegs bin und fahren kann. Ein „statischer" Bürojob wäre nichts für mich. Auf den Klassenfahrten sicherte ich mir stets einen Platz weit vorne in der Nähe des Fahrers. Durch ein Gespräch mit einem unserer Busfahrer auf so einer Klassenfahrt erfuhr ich, dass er zuerst Lkw gefahren ist und dann auf den Bus gewechselt hat. Ab diesem Zeitpunkt stand für mich fest, dass ich das genauso machen möchte. 2018 machte ich neben der Oberstufe den großen Lkw-Schein und fing neben der Abendmatura als Betonmischerfahrer an. Bedingt durch das Abendgymnasium wechselte ich allerdings zum Flughafen in den Passagierdienst. Diese Tätigkeit bestätigte mich darin, dass ich auch gerne mit Leuten arbeite. Noch während meines Zivildienstes im Jahr 2020 fing ich mit dem Busführerschein an. Direkt im Anschluss habe ich mich beim Postbus beworben und wurde direkt genommen.


Was schätzt du an deinem Alltag als Busfahrer besonders und was würdest du gerne ändern?

An meinem Alltag schätze ich insbesondere das tolle Gefühl einen bis zu 15m langen Bus mit vielen Fahrgästen sicher und komfortabel durch den Stadtverkehr aber auch auf den Landstraßen zu bewegen. Mit der Zeit kennt man den Großteil seiner „Stammfahrgäste" und es ergibt sich der ein oder andere Small-Talk. 

Was würde ich gerne ändern? Leider gibt es - vermutlich bedingt durch die Corona-Pandemie - leider vermehrt Fahrgäste, welche ihren Unmut bzw. ihre schlechte Laune an der nächstgeeigneten Person freien Lauf lassen. Im Falle des ÖPNV ist das verständlicherweise der Busfahrer. Derartige Situationen können teilweise den ganzen Tag vermiesen, wobei man selbst grundsätzlich immer bemüht ist sein Bestes zu geben und stets freundlich zu den Fahrgästen zu sein.


Welchen Bus fährst du aktuell und was sind aus deiner Sicht Vor- und Nachteile des Fahrzeuges?

Die meiste Zeit bin ich mit einem 15m Setra S419UL, bzw. mit einem 12m Iveco Crossway unterwegs. Ein großer Vorteil des Iveco ist sein leistungsstarker Motor, welcher allerdings durch ein sehr Fahrer-unfreundliches Cockpit in den Schatten gerückt wird. Die Setra fahren sich sehr angenehm, würden aber durchaus 100PS mehr vertragen, um auch auf hügeligen Strecken besser voranzukommen.


Aktuell werden auf vielen Linien Elektro- und Wasserstoff- und Hybridbusse getestet, bist du schon mal in so einem Bus gefahren und wie stehst du generell zu dem Thema emissionsfreier ÖPNV?

Selbst hatte ich bisher leider noch nicht die Möglichkeit einen Bus mit alternativen Antrieben zu testen. Privat fahre ich ein Tesla Model 3, und bin daher sehr positiv gegenüber diesen Antrieben eingestellt. Bis sich das ganze allerdings im Überlandverkehr etabliert wird noch viel Zeit vergehen. Wo das ganze jetzt schon Sinn macht, wäre auf kleineren Streckenabschnitten, die mit Sprintern oder dergleichen bedient werden. 


Noch ein sehr wichtiger Punkt ist der starke Fachkräfte- und insbesondere Fahrermangel. Was ist deine Message an junge Menschen, die sich überlegen Busfahrer zu werden, und welchen Appell hast du an Unternehmer, die es schwer haben Fahrer zu finden?

Das stimmt, der Fahrermangel ist ein großes Thema und ist auch im täglichen Fahrbetrieb spürbar. Erschwerend hinzu kommen noch Krankenstände bedingt durch die Pandemie. 

Der Beruf des Buslenkers ist nicht für jeden etwas. Es bringt nichts, wenn nach der Reihe Leute über das AMS in diesen Beruf reingebracht werden, nur damit nach kurzer Zeit feststeht, dass die fahrende Tätigkeit und allen voran der Kundenkontakt nichts für sie ist. Wenn sich jemand ausreichen über das Berufsbild informiert hat und sich denkt, dass das der richtige Beruf ist, dann ist das auf alle Fälle ein richtiger Schritt. 

Seitens der Unternehmen könnte man den Beruf attraktiver gestalten, indem man an den Endhaltestellen Möglichkeiten schafft, aufs WC zu gehen, und im Idealfall noch einen Kaffee/Getränkeautomaten bereitstellt. Ebenso plädiere ich an die Gewerkschaft, den Kollektivvertrag dahingehend anzupassen, dass nicht mehr bis zu 1,5 Stunden der täglichen Einsatzzeit unbezahlt abgezogen werden.