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Interview mit Jakub @ov_fif

Stell dich bitte kurz vor und erzähl uns wie du zum Busfahren gekommen bist!

Hallo mein Name ist Jakub Feldheim, ich bin mittlerweile 20 Jahre alt und wollte an sich schon immer Straßenbahnfahrer werden. Ich wagte mich dann 2021 in die Ausbildung bei der Omnibusverkehr Franken GmbH - einer Tochter der DB Regio Bus Bayern - und kam so zum Busfahren auf der Straße statt auf die Schiene. Mittlerweile habe ich nun seit knapp 1,5 Jahren meinen Busschein und bereue keine einzige Sekunde davon. 

Was schätzt du an deinem Alltag als Busfahrer besonders und was würdest du gerne ändern?

Definitiv das genaue Augenmaß, welches man besitzen muss. Es ist immer wieder ein tolles Gefühl sich mit 18 Metern Länge durch enge Gassen zu schlängeln oder sich passgenau mit wenigen Zentimetern Abstand an parkenden Autos vorbei zu manövrieren oder auch mal passgenau einen Gelenkbus in eine enge Lücke rückwärts einzuparken. Da staunen manchmal Passanten schon nicht schlecht, wenn sie das von außen begutachten und dann so einen jungen Busfahrer aussteigen sehen. Wünschen würde ich mir definitiv mehr Wertschätzung gegenüber dem Fahrpersonal, denn es ist leider in den heutigen Zeiten des Fachkräftemangels nicht mehr selbstverständlich, dass der Platz vorne links besetzt ist. Zumal es auch nicht immer einfach ist bei stressigem Stadtverkehr und Verspätung einen kühlen Kopf zu bewahren. 


Welchen Bus fährst du aktuell und was sind aus deiner Sicht Vor- und Nachteile des Fahrzeuges? 

Bei Schmitt Reisen habe ich aktuell einen Stammbus. Es handelt sich hierbei um einen Mercedes Benz Citaro Facelift G Baujahr 2007  - den fahre ich schon sehr gerne. Ich schätze bei Mercedes-Benz immer die gute Federung und das gute Fahrwerk. Das ist schon ein wirklich tolles Gefühl auf der Straße. Am liebsten bin ich jedoch bei der OVF die Solaris Urbino 18,75 gefahren. Zum einen weil sie aufgrund ihrer Überlänge sehr anspruchsvoll waren, aber auch aufgrund der butterweichen Lenkung und der stehenden Pedale, welche für mich als fast 2 Meter hoher Mensch mit Schuhgröße 50  am ergonomischsten waren. Mit den stehenden Pedalen konnte ich sehr weich bremsen. Ich muss zugeben, dass ich diese schon sehr vermisse. Nicht so gerne fahre ich wiederum MAN - diese klappern mir zu viel und vor allem neuere Modelle sind in meinen Augen aufgrund der vielen technischen Störungen im Alltagsbetrieb noch nicht ausgereift. 


Auf welchen Linien bist du unterwegs und welcher Dienst (Zeit oder Route) ist dir am liebsten?

Mittlerweile fahre ich ja nun übergangsweise bis es mich zu meinem neuen Arbeitgeber treibt. Vorübergehend Schienenersatzverkehre deutschlandweit. Die finde ich eigentlich immer spannend, da es in jeder Region eigene Besonderheiten als auch schöne Stellen entlang der Strecke gibt. Am liebsten fahre ich tatsächlich unter der Woche die geteilten Dienste, da diese immer dann fahren, wenn es frühmorgens und mittags/nachmittags Action gibt und weil ich in der geteilten Pause meinen Alltag gut organisieren kann. Da bleibt Zeit, um Freunde zu treffen, Termine zu erledigen oder ins Fitnessstudio zu gehen. Am Wochenende darf es dann aber auch gerne mal ein Spät- oder Nachtdienst sein. Mit dem jungen Partyvolk bin ich immer gerne unterwegs - da gibt es immer gute Laune und was zu lachen ?. 


Was war dein schönster/lustigster Moment in deinem Berufsalltag?

Da gab es so einige Momente, beispielsweise als ich in meiner Ausbildung in Erlangen während des Volksfestes Bergkirchweih gefahren bin und mit Durchsagen für gute Stimmung an Bord gesorgt habe und es zum Abschluss auch noch eine La-Ola-Welle mit knapp 30 Menschen vor meinem Bus gab. Oder auch der Busnotverkehr nach Frankfurt am Main oder die Silvesterfahrten ins Neue Jahr hinein mitsamt Feuerwerk am Himmel  - einfach herrlich. 


Dein Lieblingsaccount auf Instagram?

Beispielsweise fif_tino, berliner_fif, bus.prinzessin und noch so einige - es viel zu viele tolle Accounts, die spannende Dinge aus dem Alltag des Verkehrsgewerbe berichten.

Aktuell werden auf vielen Linien Elektro- und Wasserstoff- und Hybridbusse getestet. Bist du schon mal in so einem Bus gefahren und wie stehst du generell zum Thema emissionsfreier ÖPNV?

Bei der OVF durfte ich einige Male den Ebusco Elektrobus fahren. Auch wenn dieser sich schön fahren ließ und Spaß gemacht hat, so bin ich von der Elektromobilität im ÖPNV gar nicht überzeugt. Ich finde man sollte lieber ausgereifte Techniken, wie z.B. Dieselmotoren weiterentwickeln, so wie Cummins es zum Beispiel mit dem Euro 7 Motor macht. So kommt man nicht in die ewige Reichweitendiskusson. Außerdem gelang Forschern erst vor Kurzem der Durchbruch mit der Entwicklung von CO-neutralem Kraftstoff. Hierbei bin ich auch definitiv auf die weiteren Entwicklungen gespannt. 


Noch ein sehr wichtiger Punkt ist der starke Fachkräfte- und insbesondere Fahrermangel. Was ist deine Message an junge Menschen, die sich überlegen Busfahrer zu werden und welchen Apell hast du an Unternehmer, die es schwer haben Fahrer zu finden?

Junge Leute: Traut euch! Es ist womöglich kein einfacher Weg den Busführerschein zu erwerben oder die Ausbildung als Fachkraft im Fahrbetrieb durchzuziehen aber das Endergebnis lohnt sich definitiv. Das Fahren macht unglaublichen Spaß. Ich genieße jede Minute und bin manchmal bei Dienstende ein bisschen traurig, dass es schon vorbei ist.

Unternehmer: Wunschdienstplan sowie anständige Bezahlung deutlich über dem Mindestlohnniveau. Es ist immerhin kein Kinderspiel rund um die Uhr die Verantwortung für so viele Menschen zu übernehmen, die sich jeden Tag in den Bus setzen.